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Vaunet-Chef: Politik hat bei TV-Sportrechten “große Chance” verpasst

Der Chef des Privatsender-Spitzenverbands Vaunet, Claus Grewenig, kritisiert die Entscheidung der Medienpolitik, den Sportrechte-Etat von ARD und ZDF nicht zu kürzen. „Hier wurde die große Chance verpasst, in erheblichem Umfang beitragssenkende Effekte zu erzielen“, sagte der 50-Jährige RTL-Manager im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Zwar seien die Sportrechte-Kosten künftig gedeckelt, aber der Deckel lasse im Vergleich zum aktuellen Niveau „sogar noch Luft nach oben“.

Die Ministerpräsidentenkonferenz hatte sich Ende Oktober auf eine Festschreibung des derzeitigen Sportrechte-Etats von etwa fünf Prozent der zusammengerechneten Gesamtausgaben beider Sender geeinigt. Nach dem neuen Entwurf des Reformstaatsvertrags darf die ARD weiterhin 240 Millionen Euro und das ZDF 163 Millionen Euro pro Jahr für Sportrechte zahlen, rechnerisch wären nach der Fünf-Prozent-Formel sogar insgesamt 480 Millionen Euro möglich. Zuvor hatten die Bundesländer deutliche Kürzungen dieses Etats erwogen.

„Die Länderchefs senden mit dieser Entscheidung ein falsches Signal in den Markt und an die Anstalten, zumal sie gleichzeitig Einsparungen bei Kulturangeboten fordern“, erklärte Grewenig. Außerdem fehle es weiter an klaren Transparenzvorgaben. Sportrechte-Kosten würden nur mit großer Verzögerung und zum Teil auch nur für ausgewählte Jahre veröffentlicht, monierte der Vorstandsvorsitzende des Verbands Privater Medien (Vaunet).

Positiv sei, dass die Länder das Thema überhaupt erstmals staatsvertraglich regelten, sagte Grewenig. Dass ARD und ZDF künftig auch eine „Breite des Sports“ unter Berücksichtigung kommerziell nur wenig verwertbarer Sportarten abbilden müssten, sei ebenso begrüßenswert wie die Vorgabe, dass eine exklusive Auswertung von Übertragungsrechten nur unter bestimmten Bedingungen zulässig sei.

Grewenig äußerte die Erwartung, dass ARD und ZDF „die neuen Regelungen verantwortungsvoll leben“ und im Regelfall privaten Medien Sublizenzen zum Kauf anbieten. Dabei müsste es sich aber auch um attraktive Rechtepakete handeln. Die ARD-Rundfunkräte und der ZDF-Fernsehrat müssten besonders genau hinschauen, wenn ihnen Sportrechte-Verträge vorgelegt würden, so Grewenig. Dies gelte hinsichtlich der Auftragseinhaltung auch für den im Reformstaatsvertrag vorgesehenen neuen Medienrat, der als Expertengremium von außen auf die Sender blicken soll.