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Unabhängigkeitserklärung mit Weltbedeutung

Festakt im NRW-Landtag würdigt Wirkung der Reformation

DÜSSELDORF – Das Land Nordrhein-Westfalen hat die Bedeutung der Reformation für die Entstehung der modernen Gesellschaft und das heutige Zusammenleben gewürdigt. Christen wie Nichtchristen hätten der Reformation viel zu verdanken, sagte Ministerpräsident Armin Laschet in einem Festakt im Düsseldorfer Landtag zum 500. Jubiläum der Reformation. Nach den Worten von Landtagspräsident André Kuper gehört die Kirche mitten in die Gesellschaft, sie habe daher auch im Parlament als dem Herzstück der Demokratie ein Zuhause.
Die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Annette Kurschus, hob für die drei evangelischen Landeskirchen in NRW ebenfalls die gesellschaftliche Bedeutung des Glaubens hervor: „Die Botschaft, von der wir als Christen leben, gehört unbedingt in die Öffentlichkeit.“ Der Journalist Hans Leyendecker nannte die Reformation in seiner Festrede eine „Unabhängigkeitserklärung mit Weltbedeutung“. Sie stehe für Freiheit von der Kurie, der Inquisition und der „Dogmenhuberei“, aber auch für Verantwortung, Bildung und die Bedeutung des Wortes, sagte Leyendecker vor rund 300 Gästen im Plenarsaal des Landtags.
Laschet nannte die Reformation eine Quelle des heutigen demokratischen Rechts- und Sozialstaats. Von ihr könne gelernt werden, gerade in existenziellen Fragen und Konflikten immer wieder den Weg des Dialogs zu gehen. Kirchen, Religionen und Staat bräuchten ein respektvolles und friedfertiges Miteinander, betonte er. Die Religionen und Konfessionen sollten die Vielfalt achten und das Verbindende und nicht das Trennende in den Mittelpunkt stellen.
Der Festredner Leyendecker, der Präsident des evangelischen Kirchentages 2019 in Dortmund ist, rief die Kirchen gleichfalls zu mehr Ökumene auf. Noch nie in den vergangenen 500 Jahren seien sie sich so nah und das wechselseitige Verständnis so groß gewesen. Dass dennoch gemischt konfessionelle Paare kein gemeinsames Abendmahl haben sollten, sei „ein Ärgernis, das zum Himmel schreit“, sagte er: „Niemand sollte mündigen Christen vorschreiben, die Einladung zum heiligen Abendmahl einer anderen Kirche nicht annehmen zu dürfen.“
Gastgeber des Festakts waren neben Kuper und Kurschus der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, und der Landessuperintendent der Lippischen Landeskirche, Dietmar Arends. epd