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UN-Direktorin: Rasche Rückkehr nach Syrien ist illusorisch

Nach dem Ende der Assad-Herrschaft werden Rufe nach einer Rückführung von Geflüchteten laut. Dazu sei das in 14 Jahren Krieg zerrüttete Land noch nicht bereit, warnt die Leiterin der UN-Organisation für Migration.

Nach Syrien kann es nach Einschätzung der Vereinten Nationen keine rasche Rückführung von Geflüchteten geben. Viele Gemeinden in dem Bürgerkriegsland könnten sowohl die Binnenvertriebenen wie auch Flüchtlinge aus dem Ausland noch nicht aufnehmen, sagte die Direktorin der Internationalen Organisation für Migration (IOM), Amy Pope, nach einem mehrtägigen Besuch in Syrien am Freitag in Genf. Jede Rückkehr müsse freiwillig, in Würde und in Sicherheit erfolgen.

Die Rückkehr der Millionen Kriegsvertriebenen werde einen viel größeren Maßstab annehmen als bisher gesehen, betonte Pope. Die Menschen in die Gesellschaft zu integrieren, werde gemeinsam mit der Herstellung einer vorläufigen Rechtsordnung eine “monumentale Aufgabe” sein.

Wenn Syrer wieder in ihre Heimat gingen, wollten sie Gewissheit haben, dass es eine dauerhafte Rückkehr sei und ihre Familien dort sicher leben könnten, unterstrich Pope. Sie müssten wissen, wo ihre Kinder zur Schule gehen könnten und ob ihre Häuser zerstört seien. Weite Teile des Landes vor allem im Nordwesten und Südwesten seien mit Minen und Blindgängern übersät.

Die IOM-Leiterin, die als eine der ersten hochrangigen UN-Vertreterinnen nach Syrien reiste, verlangte Ausnahmen von den Sanktionen, um den Wiederaufbau des Landes nach 14 Jahren Bürgerkrieg zu ermöglichen. Die Lage sei weiterhin fragil.

Im Zusammenhang mit der Rückkehr seien Wiedergutmachungs- und Eigentumsfragen zu klären. Sie stünden im Mittelpunkt der gesellschaftlichen Stabilisierung.

An erster Stelle stehe jedoch die humanitäre Hilfe, sagte Pope. Mehr als 90 Prozent der Bevölkerung lebten unterhalb der Armutsgrenze. Allein in den vergangenen Wochen seien 800.000 Menschen neu vertrieben worden.

Schon vor dem Fall von Machthaber Baschar al-Assad waren laut IOM mehr als 16 Millionen Syrer auf humanitäre Hilfe angewiesen; mehr als sechs Millionen haben das Land verlassen, 7,2 Millionen sind innerhalb der Landesgrenzen vertrieben.