Mit der Wahl Donald Trumps steht die militärische Präsenz der USA in Europa infrage. Eine Studie der Hamburger Körber-Stiftung hat hierzu im Nachgang ein Meinungsbild zur Außenpolitik Deutschlands veröffentlicht.
Die Mehrheit der Deutschen ist laut einer aktuellen Umfrage gegen eine militärische Führungsrolle ihres Landes in Europa. Das gelte für 65 Prozent, auch wenn die USA sich nach der Wahl Donald Trumps international zurückzögen, teilte die Körber-Stiftung als Auftraggeber der Befragung am Dienstag in Hamburg mit. 2023 habe der Wert bei 71 Prozent gelegen. Die Zahlen wurden im Rahmen der jährlichen repräsentativen Umfrage “The Berlin Pulse” ermittelt.
Laut Stiftung sind die Deutschen gespalten, wenn es um mehr Engagement ihres Landes in internationalen Krisen geht. 46 Prozent – der höchste Wert seit 2017 – würden einen stärkeren internationalen Einsatz Deutschlands befürworten. Gleichzeitig lehnten dies 44 Prozent ab. Trotzdem hätten rund 73 Prozent der Befragten erklärt, Deutschland müsse mehr in die gesamteuropäische Sicherheit investieren.
Zudem schwindet der Umfrage zufolge die Unterstützung für die Ukraine. Zwar sähen 45 Prozent der Befragten den Krieg in der Ukraine als die größte außenpolitische Herausforderung an. Aber nur noch 56 Prozent sprächen sich für eine militärische Unterstützung aus. Im Vorjahr seien es noch 66 Prozent gewesen. Der Stiftung zufolge ist die Zurückhaltung in Ostdeutschland besonders groß. Dort befürworteten nur 40 Prozent die anhaltende Unterstützung.
Auch die Unterstützung für Militärhilfen an Israel im Land sei gering. 79 Prozent der Befragten sprachen sich dagegen aus. 64 Prozent meinen, Deutschland müsse zwischen Israel und der Hamas vermitteln. 87 Prozent befürworteten humanitäre Hilfe für Menschen im Gazastreifen.
Ein weiteres Ergebnis der Studie besagt, dass eine Mehrheit der Deutschen (82 Prozent) Russland als militärische Bedrohung ansieht. Dieser Wert sei im Vergleich zum Vorjahr um sechs Prozentpunkte gestiegen. Über die Hälfte glaube, die Stationierung amerikanischer Mittelstreckenraketen erhöhe das Risiko eines Krieges mit Russland noch. Neben Russland werden den Angaben zufolge auch Iran (60 Prozent) und China (57 Prozent) als Bedrohung gesehen.
Die Umfrage wurde im September vom Meinungsforschungsinstitut Verian im Auftrag der Stiftung durchgeführt. Im Anschluss an die US-Wahlen und den deutschen Koalitionsbruch sei sie um eine Zusatzbefragung Anfang November ergänzt worden.