Die Verschuldung von jungen Menschen steigt; ihr Glaube an Gott schwindet. Sie haben Angst vor Krieg, suchen bezahlbare Wohnungen, und soziale Medien belasten ihre Psyche. Die Hoffnung bleibt offenbar dennoch.
Was macht ein gutes Leben aus? Nach einer neuen Studie fühlen sich hierzulande junge Menschen zwischen 14 und 29 Jahren vielfach belastet. Sie sorgen sich um Krieg, Klimawandel und den persönlichen Wohlstand. Zudem verschulden sie sich immer häufiger und empfinden ihren Dauerbegleiter, das Smartphone, zunehmend als belastend und schlecht für die eigene mentale Gesundheit. Das sind Ergebnisse der am Dienstag in Berlin vorgestellten neuen JugendTrendstudie um den Sozialwissenschaftler Klaus Hurrelmann.
Dafür wurden 2.027 Personen im Alter von 14 bis 29 Jahren befragt. Zusätzlich wurden die Antworten von 4.007 Personen im Alter von 30 bis 49 und 50 bis 69 Jahren zum Generationenvergleich herangezogen.
Die Sorgen äußern sich mitunter in psychischen Belastungen: Diese sind im Vergleich zur Gruppe mittleren Alters (30- bis 49-Jährige) und der älteren Generation (50- bis 69-Jährige) bei jungen Menschen am deutlichsten ausgeprägt. 49 Prozent leiden demnach unter Stress, 21 Prozent unter Einsamkeit, 20 Prozent haben Depressionen. Diese Belastungen nehmen demnach ab, je älter die Menschen sind.
Zudem verzeichnet das Jahr 2025 “ein Rekordhoch mit einem Fünftel (20 Prozent) der 14- bis 29-Jährigen, die finanzielle Schulden haben”. Dieser Wert hat demnach gegenüber den Jahren 2023 (16 Prozent) und 2024 (19 Prozent) kontinuierlich zugelegt.
Der Krieg in Europa macht 62 Prozent der 14- bis 29-Jährigen Sorgen; 60 Prozent sind es bei den 30- bis 49-Jährigen. Spitzenreiter ist hier die ältere Generation: 70 Prozent der 50- bis 69-Jährigen machen sich hierüber Gedanken. Um die Folgen des Klimawandels sorgt sich dagegen die junge Generation (47 Prozent) deutlich mehr als der Mittelbau (37 Prozent) sowie die befragte ältere Generation (43 Prozent). Auch das Thema bezahlbarer Wohnraum treibt mehr Menschen in der jungen Generation um (48 Prozent), in den beiden anderen jeweils 41 Prozent.
All dies nagt am Sicherheitsgefühl und dem Glauben an ein Leben in Wohlstand. Eine der auffälligsten Übereinstimmungen über alle Generationen hinweg ist die Wahrnehmung, dass es früher leichter war, Wohlstand aufzubauen. 63 Prozent der jungen Generation stimmen dem zu. In der mittleren Altersgruppe steigt dieser Wert auf 70 Prozent, und auch bei den über 50-Jährigen bleibt die Zustimmung mit 64 Prozent hoch. Diese Wahrnehmung “unterstreicht die verbreitete Sorge, dass der soziale Aufstieg und die finanzielle Sicherheit heute schwieriger zu erreichen sind als in früheren Jahrzehnten”, heißt es.
Entsprechend blicken viele junge Menschen skeptisch auf die etablierten Parteien: Bei der vergangenen Bundestagswahl wurden vor allem Linke und AfD von Leuten unter 25 Jahren gewählt – die Parteien, die demnach auf Social Media mit ihrem Wahlkampf am präsentesten waren.
“Digitale Medien, Social Media und Künstliche Intelligenz prägen das Leben junger Menschen – mit Licht- und Schattenseiten”, erklärt Soziologe Hurrelmann. “Die Studie zeigt klare Zusammenhänge zwischen digitalem Nutzungsverhalten und psychischer Belastung.” Erkenntnisse, die den Betroffenen selbst zum Teil klar sind: Über die Hälfte (55 Prozent) sieht in Social Media einen Treiber psychischer Belastungen. Fast die Hälfte der 14- bis 29-Jährigen (47 Prozent) berichtet, dass Social Media ihnen Zeit für andere, wohltuende Aktivitäten raubt.
Allen Sorgen zum Trotz blickt die Mehrheit der jungen Befragten (60 Prozent) insgesamt zufrieden auf ihre persönliche Zukunft. “Die junge Generation zeigt sich solidarisch gegenüber den Älteren, ist leistungsbereit und orientiert sich an traditionellen Tugenden”, fasst Studienleiter Simon Schnetzer zusammen.
Kraft schöpft die junge Generation demnach vor allem aus der Familie, Partnerschaft oder Zielen im Leben – kaum dagegen aus dem Glauben oder der Natur. Demnach verneinen bei den befragten 14- bis 29-Jährigen fast 60 Prozent die Frage, ob sie an einen persönlichen Gott glauben. Dieser Wert ist laut Angaben im Vergleich zur Erhebung vor drei Jahren deutlich gestiegen (2022: 51 Prozent).