Artikel teilen:

TV-Priester Wahl kritisiert “Drecksarbeit”-Aussage von Merz

Bundeskanzler Merz (CDU) hat sich mit einem drastischen Wort hinter Israels Angriff auf den Iran gestellt. Der in Jerusalem lebende Trierer Priester Stephan Wahl findet das beschämend.

Der in Jerusalem lebende deutsche Priester Stephan Wahl hat die “Drecksarbeit”-Aussage von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) als zynisch kritisiert. “Es wurden im Iran nicht nur Nuklearanlagen angegriffen, es sind auch Hunderte Menschen getötet worden. Ist das auch ‘Drecksarbeit’?”, fragte Wahl im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA; Donnerstag).

So eine Formulierung sei für einen Politiker “absolut nicht opportun”, sagte der Trierer Geistliche, der einem breiteren Publikum als früherer “Wort zum Sonntag”-Sprecher bekannt ist. “Ich schäme mich für unseren Bundeskanzler”, so Wahl wörtlich.

Merz hatte am Rande des G7-Gipfels in Kanada erklärt, er sei dankbar für den israelischen Angriff auf den Iran. “Das ist die Drecksarbeit, die Israel macht für uns alle”, sagte der Kanzler im ZDF. Das Regime in Teheran habe Tod und Zerstörung über die Welt gebracht, “mit Anschlägen, mit Mord und Totschlag, mit Hisbollah, mit Hamas”.

Der katholische Priester Wahl beklagte, dass mit dem Krieg zwischen Israel und Iran der Gaza-Konflikt aus dem Blick geraten sei. “Jeden Tag wurde in Gaza weiter getötet, aber der Fokus lag allein auf Israel und Iran. Gaza hat die Welt nicht mehr interessiert”, so Wahl.

Erst jetzt seien sieben israelische Soldaten und Dutzende Palästinenser getötet worden. “Während wir die Namen und oft auch die Gesichter der israelischen Opfer kennen, bleiben die iranischen Opfer und die Opfer in Gaza nur anonyme Zahlen”, so der Priester.

Man müsse “den Willen des israelischen Volkes respektieren, den Krieg in Gaza sofort zu beenden, wenn damit alle Geiseln freikommen”, sagte Wahl. “Ich verstehe nicht, warum Europa nicht entsprechend massiven Druck auf Israel ausübt.”

Auch in Deutschland solle klar sein: “Wenn ich mich kritisch zur israelischen Regierung verhalte und äußere, hat das absolut nichts mit Antisemitismus zu tun. Wenn ich den ultrarechten Finanzminister Israels einen faschistoiden Menschen nenne, dann beleidige ich doch nicht die Jüdin von New York oder von Frankfurt”, sagte Wahl.