Artikel teilen:

Trump verkündet Austritt aus Weltgesundheitsorganisation

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) soll die Welt sicherer gegen Seuchen und Pandemien machen. Doch jetzt hat die WHO ein Problem: Der größte Geldgeber will austreten.

Nur wenige Stunden nach Amtsantritt hat Donald Trump ein Dekret zum austritt der USA aus der WHO unterzeichnet
Nur wenige Stunden nach Amtsantritt hat Donald Trump ein Dekret zum austritt der USA aus der WHO unterzeichnetImago / Media-Punch

Gerade erst hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) einen dringenden Hilfsappell herausgegeben. Hungerkrise im Sudan, Not im Gazastreifen, Mpox-Ausbruch in Teilen Afrikas: Es gebe derzeit weltweit 42 große Gesundheitskrisen, darunter 17 der größten Kategorie, warnte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus in Genf. Zu lindern sei all das nur mit zusätzlichen 1,5 Milliarden Dollar allein für dieses Jahr.

Deshalb wiegen die ersten Amtshandlungen des neuen US-Präsidenten Donald Trump um so schwerer: Trump hat per Dekret den erneuten Austritt der USA aus der WHO angeordnet. Ein schwerer Schlag für die 1948 gegründete Organisation: Die USA waren im Zeitraum 2022–2023 mit 1,28 Milliarden Dollar größter Geber. Es folgten Deutschland mit 856 Millionen Dollar und die Gates-Stiftung mit 830 Millionen. Der Gesamthaushalt für 2024–2025 beträgt 6,83 Milliarden US-Dollar.

WHO-Austritt: Trump lässt “Hintertürchen” offen

Auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) reagierte besorgt. Trumps Ankündigung werde Hunderttausende Menschenleben gefährden. Er will versuchen, Trump umzustimmen. Zumal sich der US-Präsident ein Hintertürchen offenhält. “Sie wollten uns so dringend zurückhaben”, erklärte er bei der Unterzeichung des Erlasses. “Wir werden sehen, was passiert.”

Der Präsident will nicht nur die Zahlungen stoppen, sondern auch Personal zurückziehen, das für die WHO tätig ist. Trump hatte den Austritt der USA aus der UN-Organisation bereits in seiner ersten Amtszeit Mitte 2020 verkündet. Sein Nachfolger Joe Biden kehrte im Januar 2021 umgehend wieder zurück.

Der Republikaner wirft der WHO vor, sie habe schlecht auf die Corona-Pandemie reagiert, weil sie sich von der chinesischen Regierung habe beeinflussen lassen. Zudem würden die USA abgezockt: So habe China zwar vier Mal mehr Einwohner als sein Land, zahle aber rund 90 Prozent weniger.

Internationale Gesundheitsexperten warnen unterdessen, der Austritt der USA werde erhebliche Konsequenzen für den weltweiten Kampf gegen Infektionskrankheiten wie Malaria, Tuberkulose oder HIV/Aids haben. Zugleich werde er aber auch das internationale Ansehen der USA, ihre Wissenschaft und ihre Fähigkeiten im Kampf gegen mögliche neue Pandemien schwächen.

Internationaler Zusammenhalt gefährdet

Mit Blick auf die Corona-Pandemie hatten viele Staats- und Regierungschefs eine verstärkte internationale Zusammenarbeit in der Gesundheitspolitik gefordert. Seuchen und Epidemien, Ebola, Aids, Malaria, Cholera und Antibiotika-Resistenzen machen nicht an Grenzen halt. Wie die Welt auf solche Krisen reagiert, hängt davon ab, ob Regierungen, Gesundheitssysteme und Wissenschaft zusammenarbeiten.

Die WHO mit Hauptsitz in Genf hat dabei allerdings nur begrenzte Möglichkeiten. Zwar gehören ihr mehr als 190 Staaten an. Doch die Organisation mit ihren rund 8.000 Mitarbeitern hat keine Durchgriffsrechte. Sie ist auf Kooperation angewiesen. Eine verheerende Cholera-Seuche mit 10.000 Toten 1947 in Ägypten gab den Anlass für die Gründung der WHO. Als erster Erfolg gilt die flächendeckende Behandlung der Tropenkrankheit Frambösie, an der in den 1950er Jahren Millionen Menschen erkrankten und die zu schweren Behinderungen führt.

WHO kämpft mit Interessenskonflikten

Als größter Erfolg gilt die Ausrottung der Pocken. 1967 startete das Impfprogramm; seit 1980 gilt die Krankheit als ausgerottet. Ähnliches wollte die UN-Organisation bei der Kinderlähmung erreichen. Die Impfkampagne begann 1988. Doch Polio erweist sich als hartnäckiger Gegner. Derzeit feiert das Virus ein Comeback.

Mit der Zeit wuchs das Aufgabenspektrum der WHO: Ihr geht es nicht mehr nur darum, Krankheiten zu verhindern, sondern auch Gesundheit zu fördern und die Eigenverantwortung der Menschen zu stärken. Übergewicht, Rauchen und Alkohol wurden als Gesundheitsrisiken benannt.

Zum Fiasko geriet der Ausbruch des Ebola-Fiebers in Westafrika 2014. Monatelang spielte die WHO Warnungen herunter, bis die Epidemie aus dem Ruder lief. Mehr als 10.000 Menschen starben. Experten kritisierten unzureichende Kommunikation zwischen Regionen und WHO-Zentrale, mangelnde Prioritätensetzung, Interessenkonflikte und die Abhängigkeit von Geldgebern. Auch bei Corona und beim Streit um Impfstoffe saß die WHO zwischen allen Stühlen. Regelmäßig gerät sie unter Druck, wenn sie versucht, Standards oder Empfehlungen zu erarbeiten, die den Wirtschaftsinteressen der Geldgeberstaaten schaden.