Viele Durchschnittsbürger wüssten einfach nicht, was Antisemitismus ist, meint Myriam Halberstam. Die Kuratorin der Ausstellung will daher mit ihrer Ausstellung „#Antisemitismus für Anfänger“ humorvoll zeigen, wie Antisemitismus im Alltag aussieht. Aber sie will auch demonstrieren, mit welcher „Idiotie und Perfidie“ er einhergeht, sagte sie es am Donnerstagabend bei der Vernissage im Nürnberger Caritas-Pirckheimer-Haus. Halberstam war wegen des Bahnstreiks per Video zugeschaltet.
Sie wolle das Thema nicht entdramatisieren. Aber sie wolle, dass Menschen darüber lachen könnten, statt sich zu ärgern. Schon vor dem Massaker vom 7. Oktober hatten das katholische Bildungswerk Nürnberg und die evangelische Stadtakademie die Ausstellung geplant. Inzwischen haben antisemitische Straftaten in Deutschland messbar zugenommen. Unterschwelliger Antisemitismus, der solchen Taten den Weg ebnet, ist schwerer zu fassen.
Dazu haben deutsche, israelische und amerikanische Zeichnerinnen und Zeichner die Vorurteile, Klischees und Vorwürfe kreativ aufgespießt. „Hier lachen wir über Antisemiten und nicht über Antisemitismus“, sagt Halberstam dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Ausstellung bis zum 27. März basiert auf einem Buch, das sie 2020 herausgebracht hat.
Das antisemitische Klischee, alle Juden seien reich, deckt etwa ein Cartoon auf, der einen Banker zeigt. Dieser sagt zum Kunden: „Herr Goldstein, ihr Konto ist im Minus. Das hätte ich bei Ihrem Namen nicht gedacht.“ Bissigen Humor beweist der bekannte Stern-Cartoonist Tim Mette mit der Karikatur eines auf dem Sofa sitzenden Ehepaares, das seinem Gast erklärt: „Um uns später keine Vorwürfe machen zu müssen, haben wir schon einmal einen Juden im Keller versteckt.“
Der inzwischen gestorbene New Yorker Cartoonist Sam Gross zeichnet einen Mann, der schiefe Hakenkreuze an eine Hauswand pinselt, während eine Frau bewundernd fragt: „Wow, wo hast du nur immer diese Ideen her?“ Doppeldeutig die Stammtisch-Unterhaltung, gezeichnet von Jan Tomaschoff, in der es heißt: „Man darf nicht alles glauben, die Verschwörungstheorien werden doch zentral gesteuert.“
Weil die Corona-Pandemie wieder solche auf den Plan rief, die meinten, an dem Virus seien die Juden schuld und wollten auch noch mit Impfstopfen reich werden, griff Myriam Wurster zum Zeichenstift: Die Nachbarin begrüßt Herrn Mandelbaum mit den Worten: „Ich wollte Ihnen sagen, ich glaube nicht, dass die Juden hinter dem Virus stecken – diesmal waren es die Chinesen.“