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Tom Buhrow: Bei Reformen über Programm und Auftrag sprechen

Nach Ansicht von WDR-Intendant Tom Buhrow sollten in der Debatte über Reformen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk Veränderungen im Programm stärker in den Blick genommen werden. In der Vergangenheit hätten Reformen Verwaltung und Produktion, also alles außerhalb des Programms, betroffen, sagte Buhrow der „Süddeutschen Zeitung“ (Dienstag). „Das reicht nicht mehr. Wir bündeln jetzt auch Synergien im Programm“, fügte er hinzu.

Es sei eine Illusion zu glauben, der Rundfunkbeitrag von derzeit 18,36 Euro im Monat könne stabil bleiben, ohne sich über den Auftrag zu unterhalten. „Alles, was die Öffentlich-Rechtlichen machen, hat die Politik in die Gesetze geschrieben“, sagte Buhrow. In Deutschland folge die Finanzierung dem Auftrag. Das habe das Bundesverfassungsgericht deutlich bestätigt.

Den Vorwurf, wonach die Sender in einem „überprivilegierten und gleichzeitig maroden Zustand“ sind, wies Buhrow zurück. „Wir sind beaufsichtigt von Aufsichtsgremien, die Landesrechnungshöfe prüfen uns, es gibt keine Institution, die so durchleuchtet und beaufsichtigt ist“, sagte der WDR-Intendant. Auch Kritik an der Höhe der Bezüge von Intendantinnen und Intendanten hält er für unangebracht. In der freien Wirtschaft würden in den verantwortlichen Positionen wesentlich höhere Gehälter gezahlt.

Buhrow hatte vor rund einem Jahr, am 2. November 2022, im Hamburger Übersee-Club eine grundlegende Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks gefordert. Deutschland werde in 20 Jahren nicht mehr alle öffentlich-rechtlichen Sender finanzieren wollen, sagte er. „Wenn wir jetzt nicht verantwortungsvoll und ehrlich einen Neuanfang machen, wird es schlimmstenfalls keinen Neuanfang geben“, warnte er damals und sprach sich für einen Runden Tisch aus, der einen „neuen Gesellschaftsvertrag“ ausarbeiten solle. Buhrow wollte seine Äußerungen aber nicht in seiner damaligen Funktion als ARD-Vorsitzender verstanden wissen.

Im Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ ließ der 65 Jahre alte Buhrow offen, ob er nach dem Ende seiner zweiten Amtszeit an der WDR-Spitze im Sommer 2025 weiter für das Leitungsamt zur Verfügung steht. Er habe die unbequemen Dinge angepackt. „Das werde ich weiter tun bis zum letzten Tag im Amt, wann immer der sein mag“, sagte Buhrow.