Als Opernsänger und Fernsehstar ist er in ganz Deutschland bekannt. Weniger bekannt hingegen ist seine Verbindung zur evangelischen Kirche. Im Gespräch mit Benjamin Lassiwe spricht der in Dresden lebende Gunther Emmerlich darüber, warum er als 3000. Mitglied die Stiftung zum Erhalt kirchlicher Baudenkmäler (KiBa) unterstützt – und wie ihm ein Geschenk aus dem Westen die Konfirmation rettete.
• Herr Emmerlich, warum engagieren Sie sich für den Erhalt kirchlicher Baudenkmäler?
Weil ich ein Christenmensch bin. Ich möchte dafür sorgen, dass die Kirche in Dorf und Stadt bleibt.
• Was ist Ihnen daran so wichtig?
Ich habe nicht das Zeug zum Missionar. Aber ich denke, dass die Kirche ein wichtiges Angebot für nachwachsende Generationen ist. Man muss Kindern und Jugendlichen heute Angebote machen, damit sie eine Zukunft haben: Im Sport, für das Denken, für die Musikalität und den Glauben. Die Mitgliedschaft in einer Kirchengemeinde kann nun einmal dabei helfen, dass man besser durch sein Leben kommt.
• Haben Sie eine Kirche, die Ihnen besonders am Herzen liegt?
Sogar zwei Kirchen: Zuerst natürlich die Kirche in Eisenberg in Thüringen. Da bin ich getauft und konfirmiert worden, da habe ich auch oft Benefizkonzerte für die Kirche gegeben – erst neulich für die Orgel der Stadtkirche. Und ich habe mich dafür eingesetzt, dass die Kirche wieder eine Turmspitze bekommt: Die alte Spitze ist zu DDR-Zeiten heruntergekommen. Und dann ist da natürlich die Stadtkirche in Wittenberg. Die Predigtkirche Martin Luthers. Die wichtigste Kirche der evangelischen Christenheit. Unser Mekka. Da der Schirmherr für die Generalsanierung zu sein, erscheint mir sehr ehrenvoll. Das ist ein Amt, das mir sehr am Herzen liegt.
• Was verbinden Sie denn persönlich mit Luther und der Reformation?
Martin Luther gehört zusammen mit Johann Sebastian Bach und meiner Mutter zu den drei Personen, die dafür verantwortlich sind, dass ich noch heute Teil der Christenheit bin: Martin Luther hat den Glauben auf das Wesentliche konzentriert. Er hat die Dinge auf den Punkt gebracht und den Glauben durch seine Predigten und Schriften konkret erlebbar gemacht. Johann Sebastian Bach hat das alles in Töne umgesetzt, die auch einen Atheisten bekehren können. Wenn nicht zum Glauben, dann zumindest dazu, dass es da was geben muss, was einen mehr beseelt als irgendetwas anderes. Und meine Mutter hat mich elf Jahre lang christlich erzogen – als ich elf war, starb sie.
• Haben Sie damals Erfahrungen mit der Kirche gemacht?
Als ich Vollwaise war – mein Vater blieb im Krieg – und bei meiner älteren Schwester wohnte, hat sich die Kirchengemeinde sehr um mich gekümmert. Wir waren damals sehr arme Leute, obwohl wir einst zum gehobenen Bürgertum gehörten: Aber den Kolonialwarenladen und die Kaffeerösterei meines Großvaters hatte die HO übernommen. Und die Kirche hatte gemerkt, dass „Not am Kind“ war. Als ich Konfirmand war, erhielt ich von der Partnergemeinde in Marburg – damals gab es schon Gemeindepartnerschaften zwischen Ost und West – ein weißes Hemd, Fliege, Stoff für einen Anzug und neue Schuhe.
• Waren Sie nach der Wiedervereinigung mal in Marburg?
Ich habe dort mittlerweile einmal Danke gesagt, und will auf jeden Fall noch einmal hinfahren. Ich denke, die Leute, die mir damals geholfen haben, leben vielleicht nicht mehr. Aber ihre Hilfe hat mich geprägt – denn es ist ein prägender Vorgang, wenn man Hilfe von wildfremden Menschen erhält. Sonntagsreden und Sonntagspredigten lassen sich ja immer halten – aber in der Not merkt man, wie einem andere Menschen im Glauben nahestehen.