Syrien ist durch Bürgerkrieg weitgehend zerstört, Sanktionen drängen die Menschen auf die gefährliche Flucht nach Europa. Aber in der EU hat ein Umdenken begonnen. Unterstützung dafür kommt aus der Orthodoxen Kirche.
Der aus Syrien stammende Antiochenisch-Orthodoxe Bischof Isaak Barakat begrüßt den Vorstoß westlicher Außenminister, sich Syrien diplomatisch anzunähern. “Wir sehen hierin die Chance, durch Dialog und diplomatische Annäherung den leidenden Menschen in Syrien konkret zu helfen”, sagte der Metropolit des griechisch-orthodoxen Patriarchats von Antiochia für Deutschland und Mitteleuropa am Dienstag gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Barakat nannte ausdrücklich die Wiedereröffnung der italienischen Botschaft in Damaskus und die Forderungen nach einer neuen Syrien-Politik.
Zuletzt hatten acht EU-Länder unter Führung Italiens und Österreichs einen Kurswechsel gegenüber dem Assad-Regime gefordert. In einem Diskussionspapier für das EU-Außenministertreffen in Brüssel argumentierten sie, dass der Bürgerkrieg in weiten Teilen beendet sei, Europa aber aufgrund der Sanktionsfolgen weiterhin unter belastenden Migrationsströmen leide. Sie plädierten für die Ernennung eines Syrien-Beauftragten, um die Beziehungen neu auszuloten. Italien hat bereits angekündigt, die Botschaft in Damaskus wiederzueröffnen.
Barakat betont weiter gegenüber KNA, dass das bisherige Sanktionsregime vor allem die Zivilbevölkerung träfe und Armut verschärfe. Es herrsche Hoffnungslosigkeit. “Ein Ende der Sanktionen könnte vielen Menschen die Hoffnung auf eine bessere Zukunft in ihrer Heimat zurückgeben”, so der Bischof.
Jedoch widerspricht der in Damaskus geborene Metropolit der Einschätzung, dass das Land befriedet sei. Entgegen der Einschätzung des jüngst ergangenen Urteils des Oberverwaltungsgerichts Münster, nachdem Syrern kein “subsidiärer Schutz” mehr zugestanden werden müsse, sei es “wichtig anzuerkennen, dass die Sicherheit in Syrien noch immer nicht überall gewährleistet” sei.
Wesentlicher Grund für die Flucht der Menschen seien jedoch Armut, Mangel an Grundversorgung wie Wasser, Strom und Medikamente. “Um eine sichere und würdige Rückkehr zu ermöglichen, müssen diese Lebensbedingungen erheblich verbessert werden”, fordert Barakat. Daher plädiere seine Metropolie für eine Aufhebung der Sanktionen, die “zu weiterem Exodus führen”. Nur durch bessere Lebensbedingungen und soziale Sicherheit könne man “die Hoffnung auf eine friedliche und stabile Zukunft für die Menschen in Syrien fördern”.