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Studie: Mehr rechtsextreme Einstellungen in Deutschland

Rechtsextreme Einstellungen nehmen in Deutschland laut einer Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung zu. Gleichzeitig beklagten immer mehr Menschen Einsamkeit und persönliche Krisen. Das eine könnte das andere bedingen.

Menschen in Deutschland werden einer Studie zufolge für rechtsextreme und demokratiefeindliche Einstellungen empfänglicher. Der Anteil der Bürger mit einer klar rechtsextremen Orientierung habe sich im Vergleich zu den Vorjahren auf etwa acht Prozent verdreifacht, liege aber noch im einstelligen Prozentbereich, heißt es in der Studie “Die distanzierte Mitte”, die die SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) am Donnerstag in Berlin veröffentlichte. Der Graubereich sei erstmals über 20 Prozent angestiegen.

Für die “Mitte-Studie” wurden den Angaben zufolge 2.027 Personen ab 18 Jahren im Januar und Februar telefonisch befragt. Die FES veröffentlicht seit 2006 etwa alle zwei Jahre eine solche Studie zu rechtsextremen Einstellungen in der Mitte der Gesellschaft in Zusammenarbeit mit dem Institut für Interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der Universität Bielefeld.

Als einen Grund für die Entwicklung sehen die Autoren, dass immer mehr Menschen häusliche Einsamkeit erlebten und von persönlicher Verunsicherung und Krisen belastet seien. “Wer denkt, ausgeschlossen und isoliert zu sein und das Gefühl hat, dass einem Gesellschaft fehlt, ist weniger krisenresilient, beteiligt sich politisch weniger und neigt eher zu menschenfeindlichen wie auch antidemokratischen Einstellungen als Personen, die seltener Einsamkeit erleben”, resümierten die Studien-Autoren. Einsamkeit sei mit Scham besetzt, deshalb brauche es inklusive und sensible Angebote, die nicht noch mehr ausgrenzten, sagte die Sozialpsychologin Beate Küpper.

Die Zunahme demokratiegefährdender und demokratiefeindlicher Einstellungen spiegele sich insbesondere in der Herabwürdigung von Minderheiten, der Anfälligkeit für Populismus sowie einem generellen Verschwörungsglauben wider, heißt es in der Studie. Ebenso gebe es eine Hinwendung zu neurechten, nationalistischen, rechtsextremen und gewaltbilligenden Positionen. Sich selbst positionierten 15,5 Prozent der Befragten als “rechts der Mitte”; bei der vorherigen Befragung war es nur knapp jeder Zehnte.

Während der Studie zufolge eine deutliche Mehrheit eine offene Gesellschaft mit einem starken Zusammenhalt (79 Prozent) und Solidarität mit den Schwächsten (68 Prozent) für wichtig hält, befürworteten sechs Prozent der Befragten eine Diktatur mit einer einzigen starken Partei und einer Führungsperson. Populistische Positionen, antidemokratische und völkische Positionen seien auf dem Vormarsch; insgesamt etwa jeder dritte Befragte vertrete zumindest teilweise solche Positionen. Der Anteil der Befragten, die der Aussage “Es gibt wertvolles und unwertes Leben” zustimmten, habe sich seit 2021 auf fast sechs Prozent verdoppelt.

Die Zustimmung zur Demokratie sei rückläufig: Dass diese Staatsform “im Großen und Ganzen ganz gut funktioniert”, bejahten 56,9 Prozent der Befragten. Zuletzt wurde in der Studie 2018 danach gefragt, als 64,9 Prozent dem zustimmten. Der Aussage “Wir müssen uns stärker für eine vielfältige und offene Gesellschaft engagieren”, bejahten in der aktuellen Studie 67 Prozent der Befragten, 2018 waren es noch 74,5 Prozent.