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Studie: Klimawandel spielt im Fernsehprogramm kaum eine Rolle

Eine Auswertung von deutschen Fernsehsendern zeigt, dass Klimawandel kaum eine Rolle spielt. Dabei liege auch in fiktionalen Formaten großes Potenzial, sagt Schauspielerin Maria Furtwängler.

Elisabeth Furtwängler mit Mutter Maria Furtwängler bei der Vorstellung der Fortschrittsstudie der MaLisa Stiftung im RTL Audio Center Berlin 2021
Elisabeth Furtwängler mit Mutter Maria Furtwängler bei der Vorstellung der Fortschrittsstudie der MaLisa Stiftung im RTL Audio Center Berlin 2021Imago/ Future Image

Nur 1,8 Prozent von rund 1,4 Millionen Fernseh-Sendeminuten haben einer Studie zufolge einen Bezug zum Klimawandel. Beim Thema Biodiversität sind es sogar nur 0,2 Prozent, wie aus einer in München vorgestellten Untersuchung von Programmen im Herbst 2022 hervorgeht, die von der MaLisa Stiftung gemeinsam mit der ARD, dem ZDF, ProSiebenSat.1 und RTL Deutschland auf den Weg gebracht wurde.

Für die Studie „Klimawandel und Biodiversität: Was zeigt das Fernsehen? Was wollen die Zuschauer/innen?“ wurden jeweils 19 Stunden des täglichen Programms von zwölf öffentlich-rechtlichen und acht privaten Fernsehsendern in Deutschland im September und Oktober 2022 untersucht. Außerdem wurden zwei Befragungen mit insgesamt 2.570 Teilnehmern durchgeführt, wobei sich die Ergebnisse der Studie auf Werte aus der ersten Umfragerunde stützen (1.445 Befragte), die zwischen Ende Oktober und Anfang November 2022 durchgeführt wurde.

Zuschauerinnen und Zuschauer wünschen sich mehr zum Klimawandel

Laut Studie wünscht sich knapp die Hälfte des Fernsehpublikums mehr Präsenz der Themen Klimawandel und Biodiversität im Hauptprogramm. 53 Prozent gaben an, dem Klimawandel als Thema häufiger in Dokumentationen begegnen zu wollen. Für Serien wünschten sich das nur 30 Prozent der Befragten, bei Spielfilmen waren es 23 Prozent.

Ginge es nach Maria Furtwängler, Schauspielerin und Mitgründerin der MaLisa Stiftung, wäre der Klimaschutz jedoch gerade in fiktionalen Fernsehformaten häufiger Thema. Er müsse nicht immer im Mittelpunkt stehen, sagte sie der Süddeutschen Zeitung: „Es könnte ja auch so sein, dass der Verdächtige mit dem E-Auto fährt. Oder es gibt eine Verfolgungsjagd über Dächer an Solarpaneelen vorbei, oder durch Gärten, die durch die Hitze verdorrt sind.“

„Relativ präsent in der Information, aber kaum in der Fiktion“

Die Darstellerin der Tatort-Kommissarin Charlotte Lindholm sagte, die Klimakrise sei im deutschen Fernsehen „relativ präsent in der Information, aber kaum in der Fiktion“. Da liege ein Riesenpotenzial. Artensterben komme als Thema meist in Dokumentationen vor, „zum Beispiel über die Löwen in Afrika, und dabei entsteht häufig noch der Eindruck einer intakten Wildnis – aber die gibt es kaum mehr auf dieser Erde“. Die 57-Jährige sagte: „Die ARD hat so viele Mitarbeitende, wie es auf der ganzen Welt noch Löwen gibt.“

 

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Laut Studie wird der Klimawandel bereits von 41 Prozent der Befragten als „sehr präsent“ in verschiedenen Medien wahrgenommen. Mit 47 Prozent war das Fernsehen das am häufigsten genutzte Medium zu diesem Thema, es folgten Online-Nachrichten mit 22 Prozent und soziale Medien/Blogs mit 10 Prozent. Printmedien belegten mit 4 Prozent den letzten Platz.

Biodiversität wird von 82 Prozent als „kaum präsent“ wahrgenommen

Insgesamt 65 Prozent der im vergangenen Jahr Befragten gaben an, dass die Berichterstattung über Extremwetter-Ereignisse ihre Wahrnehmung vom Klimawandel verändert habe. 72 Prozent sagen, „der Klimawandel ist hier und jetzt – das habe die Berichterstattung verdeutlicht“, heißt es in der Studie. Das Thema Biodiversität werde hingegen von 82 Prozent als „kaum präsent“ wahrgenommen. Fast 80 Prozent schätzten ihr Faktenwissen zum Artensterben als „gar nicht“, „eher nicht“ oder „mäßig“ vorhanden ein.

Für lediglich 8 Prozent der Befragten ist der Klimawandel das gegenwärtig wichtigste Problem in Deutschland. Zugleich sagten 78 Prozent, dass sie wegen des Klimawandels „etwas oder sehr besorgt seien“. Energie und Versorgung (24 Prozent), Kosten und Löhne (23 Prozent), Ukraine und Krieg (12 Prozent) und die Wirtschaftslage (9 Prozent) wurden häufiger als wichtigstes Problem eingestuft.

Über die MaLisa Stiftung

Konzipiert und geleitet wurde die Studie von Irene Neverla von der Freien Universität Berlin und Imke Hoppe von der Ludwig-Maximilians-Universität München in Kooperation mit dem Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie. Die MaLisa Stiftung wurde von der Schauspielerin Maria Furtwängler und ihrer Tochter Elisabeth gegründet.