Angesichts des illegalen Handels mit Haifleisch fordern Tierschützer strengere Kontrollen in der Europäischen Union (EU). Ein aktueller Bericht des IFAW (International Fund for Animal Welfare) zeigt eine unzureichende Verfolgung des illegalen Handels, wie die Organisation am Montag in Hamburg mitteilte. Besonders am Handel mit Haifleisch sei auch Deutschland überdurchschnittlich beteiligt, wie der IFAW dem Evangelischen Pressedienst (epd) mitteilte.
Insgesamt wurden laut Bericht von 2017 bis 2021 im wirtschaftlichen Gesamtwert von 518 Millionen Euro über 160.000 Tonnen Haifleisch durch die EU importiert und über 169.000 Tonnen exportiert. „Schon das Ausmaß des Handels ist erschütternd, zusätzlich scheint die EU auch eine Drehscheibe für den Transit illegaler Haiprodukte zu sein“, sagte Barbara Slee, Leiterin der Haischutz-Kampagne des IFAW.
Vier der acht bedeutenden Beschlagnahmungen im Untersuchungszeitraum waren Transitlieferungen, die von einem EU-Mitgliedstaat abgefangen wurden, der weder Herkunfts- noch Zielland war. Insgesamt wurden laut IFAW in den vier Jahren 30 Beschlagnahmungen in der EU registriert. „Besonders besorgniserregend ist, dass nur drei gemeldete Beschlagnahmungen in einem Seehafen stattfanden, obwohl wir wissen, dass die meisten Haiprodukte über den Seeweg gehandelt werden“, so Slee. In der EU müsse der Handel mit Haifleisch dringend stärker kontrolliert werden, um die Tiere vor dem Aussterben zu retten, hieß es.
Der IFAW-Report untersuche Import und Export von Haiprodukten durch EU-Mitgliedstaaten in alle Länder weltweit und berücksichtige sowohl die gemeldeten Daten zum legalen Handel als auch die Daten zum illegalen Handel aus der EU-Datenbank „Trade in Wildlife Information eXchange“ (EU-TWIX).
Aus den Daten zum legalen Handel gehen Spanien und Portugal als Hauptakteure hervor, sowohl als Lieferanten als auch als Empfänger der größten Mengen an Haiflossen und -fleisch. Im EU-Vergleich liege Deutschland beim Handel mit Haifischfleisch unter den Top fünf. Noch fehle hierzulande das Bewusstsein, dass das Thema auch Deutschland als Transitland stark betreffe, hieß es.
Haie würden eine wichtige Rolle für die Erhaltung gesunder Meeresökosysteme spielen, hieß es. Um die Bedrohung der Populationen zu reduzieren und die Tiere zu schützen, sei die Umsetzung und Durchsetzung der Vorschriften dringend erforderlich. Der Report empfiehlt, die Überwachung insbesondere in den Seehäfen zu erhöhen und die Qualität des Handelsmonitorings zu verbessern.
Auf der 19. Konferenz des Washingtoner Artenschutzübereinkommens seien im vergangenen Jahr 97 weitere Hai- und Rochenarten aufgenommen worden. Diese Arten seien potenziell vom Aussterben bedroht, der Handel werde kontrolliert. Zusammen mit den bereits gelisteten Arten würden ab 25. November etwa 90 Prozent des weltweiten Handels mit Haiprodukten unter die Kontrolle des Abkommens fallen.