Bei einem „Fest der Demokratie“ in Bonn hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am Samstag die Bedeutung der Bundesstadt für die frühe Bundesrepublik hervorgehoben. In Bonn sei das vor 75 Jahren verkündete Grundgesetz entstanden, sagte er in der Villa Hammerschmidt, seinem Bonner Amtssitz. „Hier in Bonn hat das Grundgesetz in der politischen Auseinandersetzung seine ersten Bewährungsproben bestehen müssen und bestanden.“ Besorgt äußerte sich Steinmeier am Rande des Fests angesichts des rassistischen Party-Videos aus Sylt über „die Verrohung der politischen Umgangsformen“.
Es seien„offensichtlich nicht nur die Randständigen, Abgehängten, die sich radikalisieren, sondern es ist eine Radikalisierung, die mindestens in Teilen in der Mitte der Gesellschaft auch stattfindet“, sagte der Bundespräsident. Umso mehr komme es auf die große Mehrheit an, die Demokratie und Umgangsformen zu bewahren, „in denen sich Demokratie entwickeln kann“.
Zur Bedeutung von Bonn sagte Steinmeier, der neue deutsche Staat habe sich in der rheinischen Stadt „ein Gesicht und eine Gestalt“ gegeben und sei sicher auch durch ihre Eigenart geprägt worden. Trotz harter politischer Auseinandersetzungen sei man sich angesichts der deutschen Teilung immer einig gewesen, diese junge Demokratie gemeinsam bewahren und schützen zu wollen. „Gerade in diesen Zeiten muss uns dieser Geist der Gemeinsamkeit der Demokraten mitten in allem Streit eine bleibende, ja eine immer neue Verpflichtung sein.“
Steinmeier erinnerte an bedeutende Staatsbesuche, etwa von US-Präsident John F. Kennedy im Juni 1963, der Bonn damals in seiner Rede von der Rathaustreppe als „Hauptstadt der freien Welt“ gewürdigt hatte. Kurz darauf sagte er in West-Berlin den berühmten Satz „Ich bin ein Berliner“. Das Bewusstsein, dass Bonn der provisorische Regierungssitz „nur für die eine Hälfte Deutschlands“ war, sei im Laufe der Zeit schwächer geworden, sagte Steinmeier. Die friedliche Revolution in der DDR habe dann, „vorbereitet von tapferen und entschiedenen Bürgerrechtlern“, dazu geführt, „den Auftrag des Grundgesetzes zu Einheit und Freiheit für alle Deutschen zu erfüllen“.
Bundesratspräsidentin Manuela Schwesig (SPD) sagte, es sei „unser gemeinsamer Auftrag“, die freiheitlich-demokratische Grundordnung in Deutschland für nachfolgende Generationen zu erhalten. In ihrer Rede erinnerte die SPD-Politikerin auch an die Friedliche Revolution vor 35 Jahren: „Im Herbst 1989 wurde in der damaligen DDR für Reisefreiheit, Pressefreiheit, Meinungsfreiheit und freie Wahlen demonstriert“, sagte Schwesig. „All das sind Werte des Grundgesetzes.“