Artikel teilen

Steinblöcke gegen den Terror

Kirchen schützen sich vor möglichen Anschlägen. Zufahrt zum Kölner Dom durch tonnenschwere Steine aus Dombauhütte versperrt. Sorge um Dresdner Frauenkirche

Meike Boeschemeyer

Köln/Dresden – Bekannte Kirchen in Deutschland reagieren auf die jüngsten Terroranschläge mit erhöhten Sicherheitsvorkehrungen. Der Kölner Dom wird nach dem Anschlag in Barcelona stärker vor möglichen Angriffen mit Lastwagen geschützt, wie Stadt und Polizei mitteilten. Nach einem Zeitungsbericht ist zudem die Dresdner Frauenkirche stärker ins Visier von Terroristen gerückt. Die Verantwortlichen stehen seit Längerem in engem Kontakt mit dem sächsischen Landeskriminalamt und der Polizei. Am Berliner und am Aachener Dom gelten bereits seit einiger Zeit erhöhte Sicherheitsvorkehrungen.
In Köln blockieren nun vier tonnenschwere Steine die zentralen Zugänge zum Vorplatz und Seitenplatz des Doms. Die Steine stammen aus der Kathedrale, bislang wurden sie in der Dombauhütte gelagert. „Der Dom schützt seine Besucherinnen und Besucher selber“, sagte Stadtdechant Robert Kleine. Die Steine ergänzen weitere Blockaden an anderen Zufahrten. Zudem herrscht den Angaben nach eine hohe Polizeipräsenz rund um die Kirche.
Der Kölner Polizeipräsident Uwe Jacob sagte, bei Terroranschlägen hätten Täter zuletzt immer wieder Fahrzeuge genutzt, die leicht zu beschaffen seien. Nach dem Anschlag in Barcelona hätten Stadt und Polizei daher beraten, wie der Kölner Dom geschützt werden könne. Für eine große europäische Metropole wie Köln bestehe eine hohe abstrakte Gefährdungslage, sagte Jacob weiter. Sie könne jederzeit in konkrete Anschläge umschlagen. Deshalb sollen im Stadtgebiet weitere Sicherheitsmaßnahmen folgen.
Der Dresdner Polizeisprecher Thomas Geithner sagte, für Kirchen und Moscheen in Dresden bestehe bereits seit Monaten eine abstrakte, aber keine akute, konkrete Terrorgefahr. Gebetshäuser würden tagsüber regelmäßig von Polizisten überwacht. Die Dresdner Frauenkirche wurde nach einem Bericht der „Bild“-Zeitung in einem IS-Propaganda-Magazin im Juli als „beliebter Versammlungsort der Kreuzzügler, der darauf wartet, niedergebrannt zu werden“, bezeichnet.
Frauenkirchenpfarrer Sebastian Feydt äußerte sich besorgt über den Bericht. „Die aktuelle Lage geht allen, die in der Frauenkirche Dresden Dienst tun, nahe“, sagte der evangelische Theologe. „Von unserer grundlegenden christlich geprägten Überzeugung weichen wir aber nicht zurück.“ Die Frauenkirche rufe zu Toleranz und Frieden zwischen Völkern und Religionen auf.
Im Berliner Dom gelten bereits seit den Terroranschlägen in Paris 2015 und Nizza 2016 erhöhte Sicherheitsvorkehrungen, wie der Geschäftsführer der Domverwaltung, Lars-Gunnar Ziel, sagte. Unter anderem wurde eigenes Sicherheitspersonal engagiert, das rund um die Uhr im Einsatz ist. Dombesucher würden gebeten, keine Rucksäcke oder großen Taschen mitzunehmen, zudem gebe es „Taschenschauen“, sagte Ziel. Auch im Aachener Dom wurden die Aufsichten bereits nach dem Anschlag in einer französischen Kirche im Juli 2016 zu besonderer Wachsamkeit angewiesen. Verdächtige Rucksäcke und Taschen werden kontrolliert.
Dagegen herrschen an der Hamburger Hauptkirche St. Michaelis nach Angaben einer Gemeindesprecherin zurzeit keine strengeren Sicherheitsvorkehrungen. Auch für die Frauenkirche in München wurden die Sicherheitsmaßnahmen bislang nicht verschärft. epd