Jenny Erpenbeck gilt weltweit als Deutschlands erfolgreichste Schriftstellerin. Zuletzt erhielt sie einen der bedeutendsten Preise der Weltliteratur. Doch es gibt viel Wichtigeres in ihrem Leben.
Die Schriftstellerin Jenny Erpenbeck hat die jüngste Verleihung des renommierten International Booker Prize nicht als den glücklichsten Tag in ihrem Leben empfunden. Der glücklichste Tag sei definitiv jener gewesen, an dem ihr Sohn zur Welt gekommen sei, sagte Erpenbeck der in München erscheinenden Illustrierten “Bunte” und fügte hinzu: “Ein Kind haben ist wie 20 Jahre lang ein Geschenk auswickeln.” Man sehe immer wieder etwas Neues und lerne selbst unglaublich viel über das Menschsein. “Und man darf selbst wieder spielen.” Inzwischen sei ihr Sohn erwachsen und studiere – auch das sei eine spannende Zeit.
In dem Interview bekannte die Autorin zudem, auch einmal ein Kind abgetrieben zu haben: “Glauben Sie mir, das fällt keiner Frau leicht. Aber nur sie darf das entscheiden, nicht der Staat.” Die liberalere Abtreibungsgesetzgebung der DDR habe die Bundesrepublik bei der Vereinigung leider nicht übernommen, bedauerte die 1967 in Ost-Berlin geborene Autorin. Auch auf andere Errungenschaften der DDR treffe dies zu, wie etwa die flächendeckende Versorgung mit Kindergärten, “die jetzt wieder mühsam neu erfunden wird”.
Die Schriftstellerin kritisierte, dass nach der Wende ganze Industriezweige geschlossen worden seien und Menschen ihre Arbeit verloren hätten. “Das hat viele, die die Einheit zunächst bejubelt haben, ernüchtert.” Plötzlich sei es nur noch ums Geld gegangen.
Erpenbeck arbeitete nach einem Studium der Theaterwissenschaft und der Musiktheater-Regie als Regisseurin. 1999 erschien ihr erster Roman “Geschichte vom alten Kind”. Für ihr Buch “Gehen, ging, gegangen” (2015) erhielt sie verschiedene Literaturpreise. Ihre Bücher wurden in mehr als 30 Sprachen übersetzt.
Zuletzt gewann ihr Roman “Kairos” den International Booker Prize, er gilt als wichtigste britische Literaturauszeichnung. Manche sprechen auch vom Oscar der Weltliteratur. Das Preisgeld von 50.000 Pfund (58.400 Euro) wurde zu gleichen Teilen zwischen der Autorin und dem Übersetzer aufgeteilt.