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Die St. Marien-Kita in Barth wird 80 Jahre: “Wir sind eine Insel”

Mit einem großen Fest in der Papenstraße 5 und einem Familiengottesdienst vorher in der Kirche wird der 80. Geburtstag der Kindertagesstätte von St. Marien in Barth in Vorpommern gefeiert.

Die ehemaligen und jetzigen Mitarbeiterinnen der Kita St. Marien zu Barth freuen sich auf den 80. Geburtstag.
Die ehemaligen und jetzigen Mitarbeiterinnen der Kita St. Marien zu Barth freuen sich auf den 80. Geburtstag.Anja Goritzka

„Wir waren und sind eine Insel“, sagt die Bartherin Ruth Hoff. Selber ging sie auch in die evangelische Kindertagesstätte von St. Marien in Barth. Heute ist sie für das Frühstücksbuffet verantwortlich. Diese feiert am Samstag, 21. Juni, ab 11 Uhr seinen 80. Geburtstag mit einem Gottesdienst in der Kirche und Spiel und Spaß rund um die Kindertagesstätte. „Die Pfadfinder kommen mit einem Zelt. Am Container hinten in unserem Garten soll ein Mosaik entstehen. Jeder Gast kann etwas auf ein Brett schreiben oder malen“, berichtet die derzeitige Leiterin Christiane Nachbar.

Entstanden ist die Kindertagesstätte aus einer Notwendigkeit heraus im Juni 1945 kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. „Der Bedarf war einfach da. Die Kirchengemeinde hat ein Waisenhaus eröffnet für die vielen geflüchteten Kinder und Waisen, die in die Stadt kamen“, erzählt Ruth Hoff weiter. Und die Kita nahm die Kinder aus christlichen Familien auf.

Trägerschaft lag bei Kirchengemeinde Barth

1964 besuchte sie selber die Kindertagesstätte, erinnert sich an eine strenge Leiterin, die ein „goldenes Buch“ für die braven Kinder und ein „schwarzes Buch“ für die unartigen Kinder besaß. „Ich war sehr freiheitsliebend und stand auch mal im schwarzen Buch. Gut, dass es sowas heute nicht mehr gibt“, sagt sie.

Von Anfang an lag die Trägerschaft bei der Kirchengemeinde. Zeitweise wurden 80 Kinder in dem kleinen Haus in der Papenstraße 5 betreut. „Immer von acht Uhr bis zwölf Uhr und dann wieder ab 14 Uhr“, erzählt Ruth Hoff. Und Regine Winter, die von 1970 bis 2014 Erzieherin in der Einrichtung war, ergänzt: „Es war alles sehr einfach. Der Flur hatte im Winter Kristalle an den Wänden. In jedem Raum waren Kachelöfen. Wir haben die Kohle sogar selber in den Keller geschippt.“

„Kita war wie eine Glocke“

Zu DDR-Zeiten hätten sich die Mitarbeiterinnen in ihrer Einrichtung ganz wohl gefühlt. „Aber wenn es dann doch einmal Gelder von der Stadt für uns gab, kam auch schonmal der Satz ‚Noch würde es ja gehen, aber das wird nicht mehr lange dauern. Wir werden den Kindergarten schließen müssen‘“, erzählt Regine Winter. Dennoch gab es immer 80 Kinder und: „Wir hatten eine gute Gemeinde.“

Auch Heike Meier fühlte sich im Haus in der Papenstraße von Barth wohl. 1984, nach einem Praktikum vor Ort, begann sie ihr Anerkennungsjahr als Erzieherin und wohnte sogar in einem kleinen Zimmer unter dem Dach. „Das war wie unter einer Glocke“, schwärmt die Erzieherin. Zudem habe sie viel von ihren Kolleginnen gelernt. „Die Erziehung von Kindern ist immer eine ganz große Verantwortung“, findet Heike Meier heute.

Familien leben wenig ihren Glauben

Die Kirchengemeindemitglieder von St. Marien in Barth setzten sich immer für ihre Kindertagesstätte ein, auch nach der Wende. Damals sollte die Kindertagesstätte in die Trägerschaft des Diakonischen Werkes übergehen, was die Kirchengemeinde St. Marien nicht wollte. „Heute steht diese Frage auch wieder im Raum“, sagt Leiterin Christiane Nachbar, aber „so eine Kindertagesstätte ist wertvoll für eine Kirchengemeinde.“

Während in den Anfangsjahren hauptsächlich Kinder aus christlichen Familien die Einrichtung besuchten, änderte sich dies nach 1990. Viele Familien leben heute ihren Glauben wenig oder sind gar nicht christlich. „Die Hemmschwelle, in die Kirche zu gehen, nehmen wir den Familien“, sagt Leiterin Christiane Nachbar. Für sie war es als Erzieherin immer wichtig, in einer evangelischen Einrichtung zu arbeiten.

Christlicher Glaube im Kita-Alltag

So ist es eine Selbstverständlichkeit, dass morgens mit den rund 50 Kindern im Krippen- und Kindertagesstätten-Bereich gebetet wird, Andachten gehalten werden und sich mit dem Glauben spielerisch im Kita-Alltag beschäftigt wird. Feste wie Erntedank, Ostern und Weihnachten werden mit den Familien zusammen begangen. Ein Highlight sei auch immer das Krippenspiel.

Das Fest rund um die Kita in Barth beginnt mit einem Jubiläumsgottesdienst am Samstag, 21. Juni, um 11 Uhr, in der Kirche St. Marien. Ab 12 Uhr sind Groß und Klein rund um die Kita in der Papenstraße 5 eingeladen, mit kreativen Angeboten, einer Tombola und Kaffee und Kuchen.