Ein etwa ein Meter großer Bildstein aus dem 12. Jahrhundert, der Zeit der Christianisierung, ist vor Kurzem in Klotzow bei Anklam (Mecklenburg-Vorpommern) bei Bauarbeiten an einem Haus gefunden worden. Der Findling, der auf der Vorderseite die eingeritzte Figur eines Menschen mit einem Kreuz vor dem Körper zeigt, wurde am Mittwoch in Schwerin erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Dabei könne es sich um einen christlichen Würdenträger oder zumindest einen Anhänger des Christentums handeln, teilte das Schweriner Kulturministerium mit. „So einen Fund in so einer Größe und Großartigkeit haben wir in Mecklenburg-Vorpommern bisher nicht“, sagte Kulturministerin Bettina Martin (SPD). „Der Stein hatte Glück, dass jemand ihn gefunden hat, der gleich gesehen hat, das ist was Besonderes.“
Landesarchäologe Detlef Jantzen sagte, er sei froh, dass der Finder, Peter Wittenberg, den Stein vorsichtig behandelt habe. Bei dem Findling handele es sich um einen rund 500 Kilogramm schweren, einheimischen Granit. Das Kreuz, das die Figur vor dem Bauch trägt, könne ein Pallium sein. Zudem trage sie eine Mütze oder Kappe. In der linken Hand habe sie etwas, das bislang noch nicht identifiziert werden konnte. ‘Wir wissen aus den Schriftquellen, dass Otto von Bamberg das Pallium vom Papst verliehen bekommen hat„, sagte Jantzen. Otto von Bamberg (um 1060-1139) war Bischof und ist auch bekannt als “Apostel der Pommern”. Er unternahm zwei Missionsreisen 1124 und 1128 in die Region beidseits der Oder.
Solche Bildsteine gehören Jantzen zufolge in MV zu den großen Seltenheiten. Bisher gebe es fünf davon in MV, die alle in Pommern gefunden wurden und überwiegend in Kirchen eingearbeitet worden seien. Seit 100 Jahren sei kein Bildstein mehr gefunden worden. Der Bildstein von Klotzow sei der einzige, der einen christlichen Würdenträger zeigen könnte.
Der neu entdeckte Stein wird laut Jantzen jetzt archäologisch untersucht, auf Schäden überprüft und gereinigt sowie 3D-dokumentiert. „Er ist für die Landesgeschichte so wertvoll, den muss man in geschützten Rahmen zeigen“, sagte Jantzen. Es werde geprüft, ob es eine Möglichkeit gibt, den Stein in Klotzow auszustellen.
Der Finder des Steins, Peter Wittenberg, sagte scherzhaft, er habe dem Bürgermeister vorgeschlagen, die Dorfstraße in Otto-von-Bamberg-Allee umzubenennen. Er habe erst gedacht, es wäre ein normaler Stein, der als Treppenstufe fürs Haus gedient hat, dann habe er die Einkerbungen für die Füße gesehen. Dem Architekten, der beim Fund mit dabei war, sei jedoch sofort klar gewesen, dass es etwas Besonderes ist.
„Klotzow ist ein gottverlassener Ort am Peenestrom, ich hab immer bedauert, dass es keine historischen Spuren gibt, nicht mal eine Kirche … und dann taucht dieser Stein auf“, sagte Wittenberg. Die etwa 40 bis 60 Einwohner seien alle „aus dem Häuschen. Jetzt wissen wir, Klotzow ist ein besonderes Dorf.“ Dieser Stein müsse wieder vor Ort sein, sagte Wittenberg.