Von Cornelia Füllkrug-Weitzel
Corona macht an Grenzen nicht halt – es bedroht die ganze Welt. Jeder Mensch ist vor dem Virus gleich. Aber nicht jeder Mensch und jeder Staat kann mit den Folgen gleich gut umgehen. Wie so oft trifft auch die Corona-Krise die Verwundbarsten unter uns am meisten. Das gilt für Deutschland – erst recht aber gilt es für die Ärmsten der Armen dieser Welt.
Wir blicken mit extremer Sorge auf die griechischen Inseln, wo Zehntausende Flüchtlinge seit langer Zeit auf kleinstem Raum in überfüllten Lagern mit minimalen Waschgelegenheiten ausharren. Abstand halten? Regelmäßig Händewaschen? Seit Jahren unerfüllbare Träume – und das auf europäischem Boden. Sorgen bereitet mir auch die Lage in Syrien – ein Land, dessen Menschen und Gesundheitssystem nach neun Jahren Krieg am Ende sind. Im Januar dieses Jahres mussten laut Weltgesundheitsorganisation 53 Gesundheitseinrichtungen ihre Arbeit aufgrund meist gezielter Angriffe in den umkämpften Regionen im Norden einstellen. Wer soll medizinische Versorgung leisten, wenn sich dort der Virus unter den Flüchtenden ausbreitet?
Nicht nur die direkten, die medizinischen Folgen des Virus werden Leid verursachen, sondern auch die gesellschaftlichen und ökonomischen Folgen der Präventionsmaßnahmen. Wanderarbeiter verlieren ihre Arbeit. Menschen, die im informellen Sektor arbeiten – etwa Haushaltshilfen oder Tagelöhner –, haben kein Einkommen mehr. Millionen Kinder verlieren durch die Schulschließungen ihre einzige Mahlzeit am Tag. Soziale Sicherungssysteme kennt die Mehrheit der Weltbevölkerung nicht. Und kein armer Staat kann einen Schutzschirm über ihnen aufspannen.
Mittelfristig werden die sozialen Folgen der Pandemie für die armen Länder freilich noch viel lebensbedrohlicher sein, wenn eine gewaltige globale Rezession folgt. Das hat uns zuletzt die Finanzkrise 2008 vor Augen geführt, in deren Folge die Zahl der Menschen, die in extremer Armut leben, um 100 Millionen angewachsen ist. Laut der Internationalen Arbeitsorganisation werden 25 Millionen Menschen weltweit ihre Arbeit verlieren und die Welternährungsorganisation rechnet mit einer Hungerkrise: Wegen Ausgangssperren können Felder nicht bestellt werden – die Menschen können nicht säen und nicht ernten, nichts auf dem Markt verkaufen. Sie können weder sich selbst noch andere ernähren und sind auf den Kauf von importierten Konserven und Getreide angewiesen. Exportsperren und Spekulationen mit Grundnahrungsmitteln werden – wie nach der Finanzkrise 2008 – die Preise in die Höhe treiben und sie für Arme unerschwinglich machen. Kurzum: Menschen, die schon vor Corona in Not waren, werden auch nach Corona unsere Unterstützung brauchen. Mehr denn je. Deshalb ist es wichtig, dass die Hilfe jetzt nicht nachlässt. Und auch dann nicht, wenn die direkte gesundheitliche Gefahr durch Corona gebannt ist. Dafür genügt es auch nicht, wenn die internationalen Geber die Mittel einfach umschichten.
Warme Mahlzeit für kolumbianische Kinder
Die Diakonie Katastrophenhilfe steht den Menschen überall auf der Welt in dieser Zeit mit humanitärer Hilfe bei. Später – mittel- und langfristig – wird Brot für die Welt sie mit Entwicklungshilfe unterstützen. Jeweils Hand in Hand mit unseren Partnerorganisationen. Corona-Aufklärungskampagnen laufen schon jetzt in Indien, Guatemala, dem Kongo und anderen Ländern. Laufende Hilfsprojekte haben wir der neuen Situation angepasst, etwa indem kolumbianische Kinder, die vorher in einem Tageszentrum eine warme Mahlzeit von uns bekommen haben, nun mit Essenspaketen beliefert werden.
In Zeiten von Reisebeschränkungen bewährt sich einmal mehr, dass wir unsere Hilfe gemeinsam mit lokalen Partnern umsetzen. Besonders wichtig sind dabei auch unsere kirchlichen Partner: Die Ebola-Krisen in Westafrika und im Kongo haben gezeigt, dass Glaubensgemeinschaften eine wichtige Rolle bei der Eindämmung von Epidemien spielen. Dank des Vertrauens in sie können sie Mut zu notwendigen Verhaltensänderungen machen, die kulturell und religiös sensibel sind.
Wir werden globale Krisen nur bezwingen, wenn wir gemeinsam und solidarisch handeln – während und nach der Krise. Dann können wir die langfristigen Folgen von Corona abfedern – auch in ärmeren Ländern, die sie aus eigener Kraft nicht bewältigen können.
Die Diakonie Katastrophenhilfe bittet um Spenden:
Diakonie Katastrophenhilfe, Berlin
Evangelische Bank
IBAN: DE6852 0604 1000 0050 2502
BIC: GENODEF1EK1
Stichwort: Corona-Hilfe weltweit