In diesem Jahr feiert Simply Red 40-jähriges Bandjubiläum – und mit der „40 Years of Simply Red“-Tour präsentiert Sänger Mick Hucknall seine Lebensgeschichte in musikalischen Etappen. Die Konzertreihe führt die Band durch zahlreiche Städte in Europa, darunter auch Berlin. Es ist eine Tournee, die nicht nur nostalgisch stimmt, sondern erlebbar macht, wie sehr Musik auch ein Spiegel von Lebenswegen sein kann.
Es war faszinierend zu sehen, wie Hucknalls bewusstes Streben nach Tiefe, Authentizität und emotionaler Wahrheit in seinen Auftritten mitschwingt. Die Songs sind keine reine Hitsammlung, sondern – trotz aller Show – intime Einsichten.
Simply Red in Berlin: Zwischen Klassiker und Leidenschaft
Das Berliner Konzert in der Uber-Arena war Teil eines Herbstblocks deutscher Auftritte. Es webte sich durch die gesamte Karriere von Simply Red. Es startete mit „Money’s Too Tight (To Mention)“ – ein frühes Uptempo-Stück mit rhythmischem Drive, ging über zu „If You Don’t Know Me by Now“ – eine zärtliche, soulige Ballade und ließ natürlich auch nicht die ganz großen Hits wie „A New Flame“, „Stars“, „Sunrise“, „It’s only love“, „The Right Thing“ oder „Something Got Me Started“ fehlen – Hits, die das Publikum mitsingen und wie bei „Fairground“ komplett ausrasten ließ.
Was besonders auffiel: Hucknall kommentierte manche Songs mit kurzen Anekdoten – wo sie entstanden, was sie ihm bedeuten. In Berlin erzählte er von der Herausforderung, in jungen Jahren seinen Platz in der Welt zu finden, von Einsamkeit und von Momenten des Wunderns. Diese Hinweise ließen das Konzert mehr als Unterhaltung wirken – es wurde fast zu einer musikalischen Predigt über Glaube an eine bessere Welt und die Liebe, an Hoffnung und die Reise des Lebens.
Ein Konzert von Simply Red ist niemals nur ein Soloprojekt Hucknalls – die Band im Rücken ist exzellent besetzt. Die Arrangements sind durchdacht, die Instrumentalisten hochqualifiziert. Die aktuellen Bandmitglieder von Simply Red sind Mick Hucknall, Ian Kirkham, Kenji Suzuki, Kevin Robinson, Roman Roth, Gary Sanctuary und Orefo Orakwue. Mick Hucknall ist der Frontmann der Band und in der aktuellen Besetzung seit 1984 dabei. Besonders die Soli von Saxophonist Ian Kirkham und Trompeter Kevin Robinson rissen das Publikum zu Jubelstürmen hin.
Mick Hucknall zeigt echte Leidenschaft
Man spürt den ganzen Abend über echte Musikalität und Leidenschaft, das fein aufeinander abgestimmte Miteinander der Band und die großartige Fähigkeit, die sehr große Halle und eine intime Stimmung miteinander zu verbinden.
Nötig hätte Mick Hucknall das Tour-Leben nicht mehr. Er ist nach vielen Jahren des Erfolgs mit seiner Band Simply Red das, was man wohl „einen Mann in seinen besten Jahren“ nennt, der seinen Erfolg auch genießen kann: Er liebt es auf, seinem Landgut „Glenmore Estate“ in der Nähe von Cloghan in Irland zu fischen oder auf die Jagd zu gehen und einen guten Rotwein vom eigenen Weingut Catania zu trinken.
Diskussionen zwischen dem ehemaligen Studenten der Kunstgeschichte, seiner Frau, der renommierten Kunsthändlerin und Galeristin Gabriella Wesberry, und der gemeinsamen Tochter Romy True Hucknall, geboren 2007, gehören dann sicher auch dazu. „Erstaunlich, wie weit ich gekommen und immer noch da bin – trotz all der Mengen an Alkohol“ beichtet der Sänger im Konzert und gesteht gleichzeitig „Ich kann das mit dem Auftreten nicht lassen, ich liebe es einfach, zu performen.“
Mit 15 Jahren schummelte Mick Hucknall sich in ein Konzert der Sex Pistols
Dabei begann, wie so vieles in der Kunst, alles mit Punk: Wenige Tage vor seinem 16. Geburtstag, am 4. Juni 1976, besuchte Hucknall das Konzert der Sex Pistols in seiner Geburtsstadt Manchester. Ein denkwürdiger Abend für viele der anwesenden Jugendlichen, die später Bands wie New Order, Joy Division, The Smiths, Buzzcocks und The Fall gründen sollten.
Und eben auch Simply Red, wenn auch über Umwege. Denn zuerst versuchte es Hucknall von 1977 bis 1984 mit der Punkband The Frantic Elevators. Die überlebten die erste britische Punkwelle nicht, aber aus einem ihrer Songs wurde einer der ersten und bis heute größten Hits von Simply Red: „Holding Back The Years“, zum einen die letzte Zugabe nach seinem ausverkauften Berlin-Konzert, zum anderen wehmütiges Bekenntnis, die guten Zeiten, Freunde am liebsten für immer festhalten zu wollen. Ein Song, der nicht wenigen Tränen in die Augen trieb.
Weitere Tournee-Stationen:
• 22. Oktober 2025 — Nürnberg, PSD Bank Arena
• 25. Oktober 2025 — Mannheim, SAP Arena
• 26. Oktober 2025 — Stuttgart, Hanns-Martin-Schleyer-Halle
• 28. Oktober 2025 — Oberhausen, Rudolf Weber-Arena
• 29. Oktober 2025 — Hannover, ZAG Arena
• 31. Oktober 2025 — Köln, LANXESS arena
• 1. November 2025 — Frankfurt, Festhalle
• 4. November 2025 — Kattowitz (Kraków), TAURON Arena
• 5. November 2025 — Wien, Wiener Stadthalle
• 7. November 2025 — Padua, Kioene Arena
• 8. November 2025 — Mailand/Assago, Unipol Forum
• 9. November 2025 — Florenz, Nelson Mandela Forum
• 12. November 2025 — Antwerpen, AFAS Dome
• 14.–16. November 2025 — Amsterdam, Ziggo Dome
