Er habe innerhalb von sieben Monaten sieben Konflikte beendet: Vor der UN-Vollversammlung kannte US-Präsident Donald Trump keine Scham, sich selbst als Friedensnobelpreisträger ins Spiel zu bringen. “Jeder” finde, ihm stehe diese Auszeichnung zu, sagte Trump in typischer Manier. Allerdings kann nach den Statuten des Preises niemand sich selbst vorschlagen.
Nächste Woche dürfte Trump deshalb gebannt auf einen Anruf aus Oslo warten. Denn dann steht wieder die Vergabe der Nobelpreise an – in Oslo der Friedensnobelpreis und in Stockholm die übrigen Auszeichnungen. Sie sind weltweit die wohl wichtigsten Auszeichnungen in Wissenschaft und Gesellschaft. Allein für den Friedensnobelpreis wurden in diesem Jahr 338 Kandidaten vorgeschlagen, darunter 244 Einzelpersönlichkeiten und 94 Organisationen.
Nobelpreis für Medizin macht Anfang
Als erster wird am Montag, 6. Oktober, der Preisträger für Medizin bekanntgegeben. Dann folgen am Dienstag und Mittwoch Physik und Chemie. Am Donnerstag geht es um den Literatur- und am Freitag um den Friedensnobelpreis. Am Montag darauf ist auch der Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften an der Reihe, der nicht zu den eigentlichen Nobelpreisen zählt. Die Preisträger erhalten ein Preisgeld von 11 Millionen schwedischen Kronen, umgerechnet rund 960.000 Euro.

1895 hatte der schwedische Erfinder und Industrielle Alfred Nobel (1833-1896) die Preise gestiftet. Er verfügte in seinem Testament, dass die Auszeichnungen jenen zukommen sollten, die “im verflossenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen gebracht haben”, und zwar in Physik, Chemie, Medizin, Literatur sowie “an denjenigen, der am meisten oder am besten auf die Verbrüderung der Völker und die Abschaffung oder Verminderung stehender Heere sowie das Abhalten oder die Förderung von Friedenskongressen hingewirkt hat”.
Seit 1901 werden die Auszeichnungen an Nobels Todestag, dem 10. Dezember, in Stockholm und der Friedensnobelpreis in Oslo überreicht. Bisher wurden nach Angaben der Nobel Foundation insgesamt 627 Nobelpreise an 976 Personen, darunter 66 Frauen, und 28 Organisationen verliehen – manche erhielten ihn mehrfach. Die jüngste Preisträgerin war die 17-jährige pakistanische Kinderrechtsaktivistin Malala Yousafzai, die 2014 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde. Der älteste Preisträger war 2019 der US-Materialwissenschaftler John B. Goodenough, der mit 97 Jahren den Chemie-Nobelpreis für die Entwicklung von Lithium-Ionen-Batterien erhielt.
Nobelpreis: Deutsche besonders erfolgreich in Chemie und Physik
Eine Auswertung nach Nationen ist kaum möglich, weil viele Wissenschaftler wegen Kriegen und Verfolgung die Staatsbürgerschaft gewechselt oder sich politische Grenzen verschoben haben. Deutschland werden in den Statistiken zwischen 87 und 115 Preise zugeordnet – ein Platz in der Spitzengruppe. Besonders erfolgreich waren Deutsche in Chemie (33) und Physik (30). Gleich 1901 hatte das Land die meisten Preise eingeheimst und sich bis 1933 den Ruf erworben, führende Wissenschaftsnation zu sein. Viele Namen sind bis heute nicht vergessen: Emil Behring, der für eine Serumtherapie gegen Diphtherie geehrt wurde. Oder Wilhelm Conrad Röntgen, der elektromagnetische Wellen entdeckte.
Der Name Albert Einstein steht für eine der dunkelsten Epochen der deutschen Wissenschaftsgeschichte und für den Aufstieg der USA zum Weltmeister der Nobelpreisträger. Der in Ulm geborene Jude hatte ab 1901 auch die Schweizer und ab 1940 zusätzlich die US-Staatsbürgerschaft. 1921 erhielt er den Nobelpreis für seine Arbeit zum photoelektrischen Effekt. 1934 wurde er von den Nazis ausgebürgert und wanderte in die USA aus. Ihm folgte ein großer Teil der deutschen Wissenschaftselite. Medizinnobelpreisträger wie Fritz Lipmann und Sir Hans Krebs waren in Deutschland geboren, erhielten ihre Auszeichnung aber als Amerikaner und Brite.
Welche Auszeichnungen umstritten gewesen sind
Besonders umstritten waren etliche Friedensnobelpreise: Namen wie Menachem Begin, Le Duc Tho, Henry Kissinger (ebenfalls in Deutschland geboren), Arafat und Peres oder der äthiopische Politiker Abiy Ahmed lassen immer wieder die Frage aufkommen, ob es richtig ist, aktive Politiker zu ehren, die treibende Akteure eines Krieges waren und sind. Auch grundsätzliche Zweifel an der Preisvergabe werden laut: Schließlich sind es immer häufiger Teams von Wissenschaftlern, die in internationaler Zusammenarbeit bahnbrechende Erkenntnisse gewinnen.
Zwiespältig und umstritten, so lässt sich auch Alfred Nobel charakterisieren: Der Tüftler baute ein weltweites Imperium von Fabriken auf und brachte es auf 355 Patente, darunter für das Dynamit, das den Bau von Eisenbahnlinien und Straßen erleichterte, aber auch den Krieg noch unmenschlicher machte. Dieser Zwiespalt mag den Schweden veranlasst haben, sein riesiges Vermögen in den Preis zu stecken.
