Nach zweieinhalb Jahren Bauzeit soll die neue Potsdamer Stadtsynagoge im Juli eröffnet werden. Das Gebäude wurde am Dienstag in die Trägerschaft der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland übergeben. Mit der symbolischen Schlüsselübergabe erhalte diese die Freigabe zur umfassenden Nutzung des Gebäudes, teilte Brandenburgs Kulturministerium in Potsdam mit. Der rund 16,5 Millionen Euro teure Neubau wurde vom Land Brandenburg finanziert.
Das Synagogenzentrum mit Raum für 199 Gläubige sei ein Gebäude mit einem besonderen Sicherheitsstandard, hieß es. Für alle Beteiligten sei wichtig, dass die Sicherheitsmaßnahmen nicht sichtbar in den Vordergrund treten. So wird das Erdgeschoss durch eine Sicherheitsschleuse betreten.
Die Zentralwohlfahrtsstelle ist Trägerin der Synagoge für drei Jahre. Danach soll sie an die jüdischen Gemeinden übergeben werden. In Potsdam gibt es derzeit fünf orthodox ausgerichtete Gemeinden mit rund 750 Mitgliedern und eine Studierendengemeinde.
Brandenburgs Kulturministerin Manja Schüle (SPD) sagte bei der Schlüsselübergabe vor dem Hintergrund der steigenden Zahl antisemitischer Straftaten, es sei höchste Zeit, dass Jüdinnen und Juden „einen Ort bekommen, der Heimat und Zuflucht ist“. Die neue Synagoge sei ein „Symbol dafür, dass jüdisches Leben in Potsdam wieder dort präsent und sichtbar ist, wo es hingehört: im Herzen der Stadt, in unserer Mitte“. Das Synagogenzentrum sei ein Ort der Religion, der Begegnung, des Gedenkens und der Verständigung.
Der Direktor der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland, Aron Schuster, sagte, der zentrale Ort, der für Jüdinnen und Juden im Herzen Potsdams geschaffen wurde, gebe der jüdischen Gemeinschaft in Zeiten großer Unsicherheit Rückhalt. Zugleich werde damit das Versprechen bekräftigt, dass die jüdische Gemeinschaft trotz aller Herausforderungen auch in Brandenburg einen festen Platz in der Gesellschaft habe.
Der Grundstein für das neue Synagogen- und Gemeindezentrum wurde im November 2021 gelegt, das Richtfest wurde im August 2022 gefeiert. Nach Angaben des Architekten der Synagoge, Jost Haberland, wurde das Gebäude mit Besucher-Café auf Wunsch der jüdischen Gemeinden als offenes Haus konzipiert.
Der rund zehn Meter hohe Synagogenraum mit einer Frauenempore mit 50 Plätzen ist demnach auch barrierefrei mit einem Schabbataufzug zu erreichen. Das lichtdurchflutete Metallgeflecht an der Decke soll dem Architekten zufolge einen textilen Eindruck vermitteln und an ein Zelt erinnern. Das Zelt als heiliger Ort aus den Anfängen des Judentums hat eine zentrale Bedeutung in der Religion.
Bereits 2005 wurde das Bauvorhaben im Staatsvertrag des Landes mit dem damaligen jüdischen Landesverband festgehalten. An der Universität Potsdam wurde im Sommer 2021 eine kleine Synagoge eröffnet, die unter anderem den Studierenden der Rabbiner- und Kantorenausbildung am Abraham-Geiger-Kolleg und am Zacharias-Frankel-College zur Verfügung steht.
Die alte Potsdamer Synagoge wurde nach der NS-Pogromnacht von 1938 zweckentfremdet, 1945 bei einem Luftangriff zerstört und später abgerissen. An ihrem früheren Standort wurde zu DDR-Zeiten ein Wohnhaus errichtet.