Rund 660 Menschen haben am Sonnabend in Braunschweig nach Polizeiangaben für Solidarität mit den Menschen im Gaza-Streifen und für die Freiheit der Palästinenser demonstriert. Die Lage sei bis zum Nachmittag friedlich geblieben, sagte ein Polizeisprecher dem Evangelischen Pressedienst (epd). Bei der Versammlung auf dem Schlossplatz seien unter anderem Parolen wie „Free Palestine“ gerufen worden. Insgesamt kamen sehr viel mehr Teilnehmende, als bei der Polizei angemeldet waren.
Angesichts von Gewaltaufrufen nach den Terrorangriffen der palästinensischen Hamas-Miliz auf Israel war der Verfassungsschutz in Niedersachsen von einer erhöhten Gefährdungslage ausgegangen. Die Organisatoren von der Braunschweiger „Migrantifa“ hatten sich jedoch offiziell von Gewalt und Antisemitismus distanziert. „Wir gehen auf die Straße, um auf die zivilen Betroffenen im Gaza-Streifen aufmerksam zu machen“, hieß es in dem Aufruf: „Palästina ist nicht Hamas.“ Bei der Kundgebung waren zahlreiche palästinensische Fahnen zu sehen.
Wegen der Gefährdungslage waren propalästinensische Demonstrationen in anderen Städten verboten worden, unter anderem im Frankfurt am Main. In Niedersachsen handelte es sich um die erste Solidaritätsdemonstration für die Palästinenser. Zugleich fanden Solidaritätskundgebungen für Israel statt, unter anderem in der evangelischen St.-Martini-Kirche in Stadthagen. Dort hatte das Bündnis „Bad Nenndorf ist bunt – Bündnis gegen Rechtsextremismus“ zum Gedenken an die Opfer des Terrorangriffs der Hamas und zur Solidarität mit Israel aufgerufen.
Die Polizei hatte am Wochenende überall in Deutschland den Schutz jüdischer Einrichtungen verstärkt. Für Montag riefen die Stadt Leer und die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Ostfriesland zu einem ökumenischen Friedensgebet und zur Solidarität mit Israel auf. Es soll um 19 Uhr auf dem Liesel-Aussen-Platz in Leer beginnen. In der vergangenen Woche waren in mehreren Städten in Niedersachsen und Bremen aus Solidarität gehisste Israel-Flaggen von öffentlichen Gebäuden heruntergerissen oder entwendet worden.