Nach dem mutmaßlich islamistisch motivierten Angriff auf das israelische Generalkonsulat in München warnen Fachleute vor einer erhöhten Bedrohung für jüdische Menschen.
Nach den Schüssen eines mutmaßlichen Islamisten auf das israelische Generalkonsulat sehen Fachleute ein offenes und sicheres jüdisches Leben in Deutschland bedrohter als je zuvor. Der Anschlag sei “ein erschütternder Beleg für die hohe Gefährdung jüdischer und israelischer Einrichtungen”, sagte Benjamin Steinitz, Geschäftsführer des Bundesverbands der Recherche- und Informationsstellen (Rias) am Freitag. Dies gelte insbesondere seit dem 7. Oktober 2023, als Hamas-Terroristen Israel überfielen.
Die Leiterin von Rias Bayern, Annette Seidel-Arpaci, erklärte, der Angriff müsse “im Kontext einer globalen antisemitischen Mobilisierung” betrachtet werden. “Ein Nährboden derartiger Taten ist ein gesellschaftliches Klima, in dem auch auf bayerischen Straßen nach einer ‘Intifada’ gerufen und sich mit dem ‘bewaffneten Widerstand’ solidarisiert wird.”
Rias Bayern hat nach eigenen Angaben bereits in den letzten drei Monaten des Jahres 2023 einen starken Anstieg von Fällen des israelbezogenen Antisemitismus registriert. 359 solcher Vorfälle seien nach dem 7. Oktober gezählt worden, fast so viele wie in den neun Monaten davor.
Bayerns Antisemitismusbeauftragter Ludwig Spaenle forderte unterdessen von der Landeshauptstadt München einen Widerruf der Genehmigung für das “Pro-Palästina-Camp” vor der Ludwig-Maximilians-Universität. “Wir erhalten von jüdischen und nichtjüdischen Bürgerinnen und Bürgern immer wieder Hinweise auf antisemitische Propaganda und gewalt- und terrorverherrlichende Botschaften, die aus dem Camp heraus verbreitet werden.”
Spaenle fügte hinzu, auch wenn die Hintergründe der Taten von Solingen und am Donnerstag in München noch aufgeklärt werden müssten, wiesen sie in dieselbe Richtung. Jüdische Menschen lebten in Angst. Die Bedrohung richte sich aber gegen die freiheitliche Lebensweise und politische Ordnung in Deutschland insgesamt.