Unter US-Präsident Trump erlebt Religion ein politisches Comeback. Theologen sehen eine gefährliche Verschmelzung von Christentum und Nationalismus, die das Selbstverständnis der USA tiefgreifend verändern könnte.
In der zweiten Amtszeit von US-Präsident Donald Trump spielt Religion eine deutlich größere Rolle als zuvor. Fachleute sprechen von einer ideologischen Neuausrichtung hin zu einem christlichen Nationalismus, der zunehmend politische Entscheidungen präge
Der Eichstätter Theologe Benjamin Dahlke sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), Trump vertrete das Konzept des christlichen Nationalismus, wonach die USA als “von Christen für Christen gegründete Nation” verstanden würden.
Dieses Selbstbild als “gottesfürchtige Nation – one nation under God” sei zwar nicht Trumps eigene Erfindung, werde von ihm aber gezielt genutzt, um Wählerinnen und Wähler zu binden. Zugleich erkenne die Regierung, “welche soziale und kulturelle Bedeutung Religion für viele Menschen hat, etwa im Hinblick auf Familie und gesellschaftlichen Zusammenhalt”.
Auch der Religionswissenschaftler Massimo Faggioli sieht in Trumps zweiter Amtszeit eine deutliche Verstärkung ideologischer Elemente. Der KNA sagte er,Trumps Politik ziele darauf ab, dem Christentum “eine deutlich sichtbarere Rolle im öffentlichen Leben” zu verschaffen. Diese Strategie könne als eine Art “zweite amerikanische Revolution” verstanden werden, die die religiöse Identität des Landes neu definieren solle.
Die in den USA lehrende deutsche Ethikerin Hille Haker verweist auf konkrete Maßnahmen, die diesen Kurs stützen. So habe Trump eine Kommission zur Religionsfreiheit geschaffen, die “fast ausschließlich mit christlichen Mitgliedern besetzt” sei. Ihre Aufgabe bestehe darin, “die Trennung von Kirche und Staat rechtlich zu überprüfen – und gegebenenfalls zurückzunehmen”. Das entspreche, so Haker, einer Neuinterpretation der US-Verfassung, die Religionsfreiheit zunehmend als Förderung christlicher Werte verstehe. Diese Werte zeigten sich vor allem in der Ablehnung liberaler gesellschaftlicher Entwicklungen – etwa gleichgeschlechtlicher Ehen, Abtreibungen oder der Gleichstellung von Frauen und LGBTQ-Personen.