Das für die Bundesländer Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Hamburg und Bremen zuständige Giftinformationszentrum-Nord (GIZ-Nord) in Göttingen hat im vergangenen Jahr einen neuen Höchststand von Anfragen verzeichnet. Die Experten der Einrichtung wurden im vergangenen Jahr 50.795 Mal zurate gezogen, wie aus dem Jahresbericht 2022 der Einrichtung hervorgeht. Das waren rund zwei Prozent mehr als im Vorjahr. Das Zentrum besteht seit 1996.
„Die steigende Zahl von Anfragen zeigt, wie groß der Bedarf an qualifizierter Beratung im Vergiftungsnotfall ist“, erklärten die Leiter des GIZ-Nord, die Mediziner Martin Ebbecke und Andreas Schaper, die das Zentrum seit 2015 gemeinsam leiten. Die Resonanz belege zudem, wie gut das Zentrum in der Bevölkerung und bei den Ärztinnen und Ärzten bekannt und akzeptiert sei.
Der Jahresbericht 2022 des GIZ-Nord analysiert die Vergiftungsursachen, die Altersgruppen der Betroffenen und die Schwere der Vergiftungen. Oft seien es Dinge aus dem täglichen Umfeld, die besonders für Kinder gefährlich werden könnten, hieß es. Die größte Vergiftungsgefahr gehe in dieser Altersgruppe von Haushaltschemikalien und Arzneimitteln aus. Bei Erwachsenen überwögen klar Vergiftungen mit Medikamenten.
Ein besonderes Augenmerk galt den Angaben zufolge im vergangenen Jahr den Vergiftungen durch Drogen. In knapp tausend Fällen wurde das GIZ-Nord wegen dieser Vergiftungen konsultiert. Die meisten Anfragen bezogen sich auf Kokain, Amphetamine und ähnliche Drogen sowie auf Vergiftungen mit Cannabis und synthetischen Cannabinoiden.
Das GIZ-Nord war im Jahr 2022 an 14 wissenschaftlichen Publikationen beteiligt. 43 Mal berichteten Mitarbeitende des Zentrums in Kliniken und auf wissenschaftlichen Kongressen über Themen wie Vergiftungen mit Neuen Psychoaktiven Substanzen (NPS), mit Brand- und Rauchgasen, durch exotische Gifttiere sowie Vergiftungen im Kindesalter.