Hamburg – Für viele Hochzeitspaare spielt Gott nach Einschätzung eines Paartherapeuten bei einer kirchlichen Trauung nur noch eine Nebenrolle. Viele nähmen den religiösen Hintergrund aus seiner Sicht kaum noch ernst, sagte der Münchner Psychoanalytiker Wolfgang Schmidbauer der „Zeit“-Beilage „Christ & Welt“: „Oft wird das religiöse Setting nur spielerisch einbezogen in die Inszenierung des eigenen Glücks.“ „Wir leben in einer Eventgesellschaft, und die Ehe ist heute ein Event, das ausgestaltet werden will. Da gehört die kirchliche Trauung als Angebot mit dazu“, fügte Schmidbauer hinzu. Daran hätten auch die Kirchen Schuld. „Sie geben vor, der Gegenentwurf zur Eventgesellschaft zu sein, beugen sich aber deren Regeln. Früher saßen die Päpste in Rom und haben den Vatikan kaum verlassen. Heute gerät jede Papstreise zum Großereignis, dazu die Kirchen- und Katholikentage. Wer sich auf die Event-Gesellschaft einlässt, der muss auch mit der Banalisierung leben“, sagte der Buchautor.epd
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