Unweit von Bundeskanzleramt und Bundestag erinnert bald ein erster Gedenkort an polnische Opfer im Zweiten Weltkrieg. Weil ein größeres Vorhaben auf sich warten lässt, hat eine private Initiative übernommen.
Kurz bevor sich das Ende des Zweiten Weltkriegs zum 80. Mal jährt, entsteht in Berlin ein provisorisches Denkmal für polnische Opfer des Kriegs und der deutschen Besatzung. Es besteht aus einem 30 Tonnen schweren Findling mit einer Widmungstafel und einem Wildapfelbaum, wie Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) am Mittwoch in Berlin mitteilte. Der Text der Tafel laute in deutscher und polnischer Sprache: “Den polnischen Opfern des Nationalsozialismus und den Opfern der deutschen Gewaltherrschaft in Polen 1939-1945”.
Errichtet wird das temporäre Gedenkzeichen in Sichtweite von Bundestag und Bundeskanzleramt am ehemaligen Standort der Kroll-Oper. Dort hatte Adolf Hitler am 1. September 1939 vor dem Reichstag die zentrale propagandistische Rede zum deutschen Überfall auf Polen gehalten. Die feierliche Übergabe des vorläufigen Denkmals ist nach Abschluss der Bauarbeiten in der ersten Mai-Hälfte geplant. Deutschland gedenkt am 8. Mai dem Kriegsende und der Befreiung von der NS-Herrschaft vor 80 Jahren.
Sie teile “die bedrückende Sorge vieler polnischer Freunde, dass das ungeheure Leid, das das nationalsozialistische Deutschland insbesondere auch in Polen während der deutschen Besatzungsherrschaft angerichtet hat, in der kollektiven Erinnerung hierzulande nicht ausreichend bekannt und präsent ist”, sagte Roth.
Daher habe sie sich stets für einen zentralen Erinnerungsort eingesetzt, ein sogenanntes Deutsch-Polnisches Haus. Weil dieses Vorhaben aber Zeit brauche, begrüße sie die private Initiative für einen ersten Ort des Gedenkens, so die Kulturstaatsministerin. Die Initiative ging vom Deutschen Polen-Institut und Einzelpersönlichkeiten wie der früheren Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth und dem früheren Bundestagspräsidenten Wolfgang Thierse aus.
Im Juni 2024 hatte das Bundeskabinett einen Vorschlag für eine Realisierung des Deutsch-Polnischen Hauses beschlossen. Es soll ein öffentlich zugängliches Denkmal sowie ein Ort für Ausstellungen und Begegnungsformate insbesondere für junge Menschen werden. Der Bundestag hatte die Bundesregierung 2020 mit der Errichtung eines Gedenkortes beauftragt.