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Pro Asyl-Menschenrechtspreis für Personen in der Flüchtlingsarbeit

Die Stiftung Pro Asyl hat ihren diesjährigen Menschenrechtspreis an drei Personen verliehen, die sich für Flüchtlinge engagieren. Diese sind Johannes Borgetto vom Koordinationskreis Asyl Darmstadt und Region, Immaculata Chienku vom Verein Refugees Emancipation Potsdam und der Erste Bürgermeister der bayerischen Gemeinde Hebertshausen, Richard Reischl, wie Pro Asyl am Samstagabend in Frankfurt am Main mitteilte. Die in der Evangelischen Akademie Frankfurt verliehene Auszeichnung ist mit einem Preisgeld von insgesamt 5.000 Euro und der von dem Darmstädter Kunstprofessor Ariel Auslender gestalteten Plastik „Pro Asyl-Hand“ verbunden.

Zehn Jahre nach dem „Sommer der Solidarität“ würden Menschen und Initiativen gewürdigt, die eine offene und solidarische Gesellschaft verteidigten, sagte die Vorsitzende des Stiftungsrats, Halima Gutale. „Solidarität ist eine Haltung und eine Praxis. Solidarität schützt Rechte Geflüchteter, Solidarität schafft Zugänge – und sie hält unsere Demokratie lebendig“, sagte sie. Die Laudatorin, die Berliner Migrationsexpertin Manuela Bojadžijev, kritisierte eine massive Verschärfung des Flüchtlings- und Asylrechts in Europa, unter der auch die Flüchtlingshilfe leide.

Johannes Borgetto bekam den Menschenrechtspreis für sein Lebenswerk. Unter anderem ist er Mitbegründer und Leiter des Koordinationskreises Asyl Darmstadt und Region, der seit 1991 unter anderem weitere örtliche Asylkreise bei der Gründung begleitet hat. Borgetto arbeitete bis zu seinem Ruhestand in der Katholischen Hochschulgemeinde Darmstadt und als Fachberater für Migrationsfragen beim Caritasverband Darmstadt. Borgetto rief dazu auf, Geflüchteten nicht nur praktisch im Stillen zu helfen, sondern den „Ungut-Menschen die Stirn“ zu zeigen und auch laut und öffentlich Position zu beziehen.

Immaculate Chienku arbeitet in dem 1998 von Flüchtlingen gegründeten Verein Refugees Emancipation, der seit drei Jahren das selbstverwaltete Wohnprojekt „Refugees Emancipation Communitiy Center“ in Potsdam mit derzeit 19 Bewohnern betreibt. Chienku gibt in Flüchtlingsunterkünften Workshops und informiert und ermutigt
Schutzsuchende. Wichtig sei es, dass Geflüchtete in selbstverwalteten Projekten Führungsrollen übernehmen könnte, sagte die Preisträgerin.

Richard Reischl, parteiloser Erster Bürgermeister der Gemeinde Hebertshausen (Landkreis Dachau), ist Mitglied des Vereins Helferkreis Asyl Hebertshausen. Ein Schwerpunkt des Elektrotechnikmeisters ist, Flüchtlinge so früh wie möglich in Arbeit zu bringen, vom städtischen Bauhof bis hin zu Betrieben in der Umgebung. Reischl trug den Angaben zufolge maßgeblich dazu bei, dass Hebertshausen mit seinen knapp 6.000 Einwohnern in den Jahren 2013 bis 2016 bis zu fünfmal mehr Asylsuchende aufnahm, als zugeteilt wurden. Reischl sagte: „Die Wählerschaft der AfD reduziert man nicht, indem man genauso spricht wie ein AfDler, sondern wenn man handelt und Ängste abbaut.“