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Preisgekrönt: das Frühstück mit Flüchtlingen

Auf der Nordseeinsel Föhr kommen Milchreis mit Kardamon und Mokka auf den Tisch. Das Frühstück einer Gemeinde hat jetzt sogar einen Preis bekommen.

Karla Bull aus Wyk auf Föhr zusammen mit einer Syrerin beim Gemeindefrühstück
Karla Bull aus Wyk auf Föhr zusammen mit einer Syrerin beim GemeindefrühstückEdwin Becker-Wichmann

Wyk / Travemünde. „Es ist noch immer so, dass die Menschen hier ankommen müssen“, sagt Pastor Edwin Becker-Wichmann über die Flüchtlinge, deren Heimat Iran, Syrien, Eritrea und Afghanistan heißt und die es bis nach Amrum und Föhr verschlagen hat. Rund 120 Migranten leben auf den Inseln. Jeden Monat lädt der Seelsorger sie zum Gemeindefrühstück ein.
Die Nordkirche hat das Projekt, das seit zwei Jahren Einheimische und Neuankömmlinge zusammenbringt, im Rahmen der Landessynode am vergangenen Wochenende mit dem „Nordstern“ ausgezeichnet. Den mit 1000 Euro dotierten Initiativpreis, der erstmals vergeben wurde, erhielten auch das „M41-Haus der Begegnung“ in Parchim sowie die „Kita-Rückzugsräume“ in Hamburg.

Einfaches Konzept

Der Pastor der St.-Nicolai-Kirchengemeinde in Wyk auf Föhr im Kirchenkreis Nordfriesland freut sich darüber, dass das Frühstück der Nordkirche einen Preis wert ist. „Es ist schön, dass unser Engagement ausgezeichnet wird“, sagt Becker-Wichmann. Zugleich unterstreicht er die Einfachheit des Konzepts, mit dem das Frühstück angeboten wird und an dem jedes Mal rund 40 Menschen teilnehmen, je zur Hälfte Insulaner und Migranten. Das Miteinander-Essen sei doch etwas ganz Gewöhnliches: „Es ist einfach ein Ort, um sich kennenzulernen und auszutauschen, sich gegenseitig in den Blick zu bekommen.“
Am besten geht das offenbar quer über einen gut gedeckten Frühstückstisch. Freiwillige Helfer der Kirchengemeinde bereiten dafür einige Speisen und Getränke vor, zu Beginn wird ein Lied gesungen oder ein Text gelesen. „Die meisten Gäste bringen von sich aus etwas mit“, sagt Edwin Becker-Wichmann. Weil viele der Flüchtlinge nur über rudimentäre Deutschkenntnisse verfügen, entsteht erst mithilfe von Dolmetschern, aber auch mit Gesten und Mimik ein Tischgespräch. Themen bieten sich mehr als genug: Beispielsweise geben die Gastgeber wichtige Infos für den nächsten Gang zur Behörde – einige der Flüchtlinge sind noch nicht anerkannt – oder ganz praktische Tipps, die den Insel-Alltag erleichtern. „Hier sind alle Flüchtlinge mit Namen bekannt und nicht nur eine Nummer“, betont Becker-Wichmann. „Wir wollen mit dem Gemeindefrühstück erreichen, dass sich die Flüchtlinge aufgehoben und akzeptiert fühlen. Unsere Kirchengemeinde will offen sein für alle.“
Es gibt Stammgäste, häufig sind neue Gesichter am Tisch zu sehen, andere setzen einmal aus. Der Pastor als Gastgeber hat auf diese Weise neue, fremdartige Gerichte kennengelernt – Milchreis mit Kardamom beispielsweise. Auch heißer Mokka nach syrischer Art steht beim Gemeindefrühstück auf dem Tisch. Wie das schmeckt? „Interessant, lecker, manchmal sehr scharf und oft überraschend“, so der Pastor.