Kiel. Alt-Bundespräsident Joachim Gauck (78) hat in einer Feierstunde die Ehrendoktorwürde der Kieler Christian-Albrechts-Universität (CAU) verliehen bekommen. Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) würdigte Gauck als einen überzeugten Demokraten, bei dem die Menschenwürde im Mittelpunkt stehe. Landesbischof Gerhard Ulrich betonte die "geistige Freiheit", mit der Gauck das Amt des Bundespräsidenten ausgefüllt habe. "Eben nicht pastoral, sondern mit einem sehr weiten Horizont im Denken, mit großer Klarheit und Unbeirrbarkeit."
Landesbischof Ulrich sagte, Gauck gehöre über Jahrzehnte zu den "prägenden Pastorenpersönlichkeiten" der heutigen Nordkirche. Er habe stets Religion, Gesellschaft und Politik aufeinander bezogen und sei in allen drei Sphären aktiv und prägend gewesen, fast immer in konfliktreichen Lagen. Ulrich: "Sie haben nie den Theologen und Pastor hervorgekehrt. Und dennoch haben Sie Verantwortung getragen auf dem Hintergrund eines christlich-jüdisch geprägten Menschenbildes."
Beispielhaft die Gesellschaft geprägt
Ministerpräsident Günther witzelte, er habe mit Landtagspräsident Klaus Schlie (CDU) Gauck ein besonderes Geschenk machen wollen zur Ehrendoktorwürde und deshalb den Reformationstag zum gesetzlichen Feiertag erklärt. Deutlich ernster lobte er, dass es für Gauck immer wichtig gewesen sei, allen Menschen auf Augenhöhe zu begegnen. "Ich bin stolz darauf, dass Sie diese Ehrendoktorwürde bekommen", so Günther.
Professor Andreas Müller von der Theologischen Fakultät der Universität betonte, Gauck erhalte die Ehrendoktorwürde vor allem, weil er als Theologe beispielhaft über die Kirche hinaus weite gesellschaftliche Bereiche geprägt habe. "Obwohl Sie sich als Staatsoberhaupt der weltanschaulichen Neutralität verpflichtet hatten, sind Sie Ihren theologisch fundierten Werten treu geblieben", so Müller. Er sei "Homo Theo Politicus".
"Sie haben mein Herz erreicht", sagte Gauck in seiner Dankesrede. Es gebe eine Urangst des Menschen vor Veränderungen, die "politische Verführer" oft ausnutzen würden, um die Gesellschaft zu spalten. Er erwarte von politisch Handelnden, dass sie gegen diese Angst anarbeiten. Das Beständigste in der Zukunft sei der Wandel. Aber der lasse sich vernünftig gestalten. "Wir sind Menschen und wir haben Angst. Aber die Angst muss nicht uns haben", schloss Gauck.