Die Inhalte der AfD passen aus Sicht des katholischen Politikwissenschaftlers und Publizisten Andreas Püttmann nicht mit dem Christentum zusammen. “Die schönsten Früchte des Christentums sind Empathie, Demut und Gelassenheit”, sagte er in einem vorab veröffentlichten Gespräch mit den Zeitungen der Verlagsgruppe Bistumspresse (Sonntag). “Die Rechtspopulisten kennzeichnet das Gegenteil: Empathielosigkeit, Hybris und Daueraufgeregtheit.”
Die Themen, mit denen die AfD sich christlichen Kreisen zu nähern versuche, bezeichnete Püttmann als Mogelpackung: “Klar, auf den ersten, oberflächlichen Blick positioniert sich die AfD gegen Abtreibung. Aber das haben auch faschistische Regime schon getan”, sagte er. Motivation der AfD sei wohl weniger die christliche Überzeugung, dass jedes Leben ein Geschenk sei, sondern mehr, “um der Volksgesundheit und dem demografischen Wohl der Nation zu dienen”.
Die Kirche dürfe Menschen, die mit der AfD sympathisieren, nicht vom kirchlichen Leben ausschließen, so Püttmann weiter. “Das kirchliche Leben kann dann quasi ein Heilmittel sein, das auch gegen Radikalisierungen wirkt.” AfD-Anhänger könnten aber die Kirche nicht repräsentieren und keine besonderen Ämter übernehmen – sei es im Gottesdienst oder als Leiter von Gruppen und Verbänden.
Christen müssten nicht alles respektieren, so der Politologe: “Ich darf es nicht mal. Bestimmte Tabus gehören zur Hochkultur und müssen verteidigt werden.” Die “menschenfeindliche Politik” der AfD sei für Christen ein klares Tabu. “Jeder von uns hat die Aufgabe, in seiner Gemeinde dafür zu sorgen, dass Leute, die ethisch entgleisen, auf den rechten Weg zurückgerufen werden.”
Grundsätzlich trete die Kirche der AfD laut genug entgegen, sagte Püttmann. “Ich glaube, es hat sich mittlerweile bis zum letzten kirchenfeindlichen Linken herumgesprochen, dass die Kirchen in Deutschland, von sektiererischen Grüppchen abgesehen, bei diesem Thema nicht Teil des Problems sind, sondern Teil der Lösung.”