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Pflege und Erziehung mehr wertschätzen

Bremen – Die Reformationsbotschafterin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, hat mehr gesellschaftliche Anerkennung für Beschäftigte in Pflege und Erziehung gefordert. „Wir alle wollen, wenn wir pflegebedürftig sind, gut versorgt sein“, sagte sie in Bremen bei einem ökumenischen Gottesdienst zum „Tag der Arbeit“ am 1. Mai. „Deshalb müsste die Wertschätzung von Pflegearbeit völlig anders aufgestellt sein.“
Einem IT-Berater werde in Bremen eine Stelle mit einem Einstiegsgehalt von 4292 Euro angeboten, rechnete Käßmann laut Redemanuskript vor. Ein Krankenpfleger solle dagegen nur ein Einstiegsgehalt von 2025 Euro erhalten. „Das zeigt die Wertigkeit im Land.“
Ähnlich sehe es in der Erziehung aus: Eine Erzieherin in einer Kindertagesstätte bekomme im Monat ein Gehalt von rund 2500 Euro, während der frühere VW-Chef Martin Winterkorn rechnerisch einen Lohn von rund 2000 Euro pro Stunde bezogen habe. „Wer sich das vor Augen hält, begreift doch sofort: Da ist etwas extrem faul im Land.“
Zum „Tag der Arbeit“ plädierte die Theologin für mehr Solidarität statt Egomanie, für Gemeinsinn statt Habgier. Besonders alte Menschen würden schnell an den Rand gedrängt, warnte sie: „Uns werden Bilder vorgegaukelt, als könnten alle ihren Lebensabend mit einem Champagnerglas in der Hand bei Sonnenuntergang auf der Aida genießen.“ In Wahrheit greife heute die Altersarmut um sich.
Zu dem Gottesdienst unter dem Motto „Gemeinsam für Gerechtigkeit“ hatten Kirchen und Gewerkschaften eingeladen. epd