Die Kirchensteuer bleibt für die Evangelische Kirche der Pfalz als wichtigste Einnahmequelle unverzichtbar. Nur dadurch könnten die Personalkosten, in erster Linie für Pfarrerinnen und Pfarrer, abgedeckt werden, sagte die Finanzdezernentin Karin Kessel in Speyer in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Personalausgaben betrügen 125 Millionen Euro, seien also fast so hoch wie die Kirchensteuereinnahmen von rund 135.000 Millionen Euro.
Weitere Kirchensteuermittel gebe die Pfälzer Kirche in vom Staat übernommene Aufgaben, wie die Kitaarbeit und sozial-diakonische Arbeit, sagte die Oberkirchenrätin. Bei einem durchschnittlichen 200-Millionen-Euro-Haushalt pro Jahr mache die Kirchensteuer gut zwei Drittel aus. Die restlichen Einnahmen seien Staatsleistungen für historische Enteignungen, Zuschüsse etwa des Landes, Gelder zur Abdeckung von Versorgungsleistungen sowie Zuweisungen aus dem Kirchenlohnsteuerausgleich zwischen den evangelischen Landeskirchen.
70 Prozent der vom Staat in kirchlichem Auftrag gegen Gebühr eingezogenen Kirchensteuern kämen der Arbeit der Kirchengemeinden direkt zugute, machte Kessel deutlich. Davon werde wiederum der größte Anteil für die Personalkosten für das Pfarrpersonal sowie für Gemeindediakone und Jugendreferenten aufgewendet. Hinzu kämen Zuweisungen für die Gemeindearbeit vor Ort, die in hohem Umfang für den Gebäudeunterhalt ausgegeben würden.
Deutlich steigende Personalausgaben und die Auswirkungen der Inflation erschwerten es der Pfälzer Kirche jedoch zunehmend, ihre Aufgaben zu erfüllen. Im Zuge ihres „Priorisierungsprozesses“ müsse diese bis zum Jahr 2035 im Haushalt mindestens 60 Millionen Euro pro Jahr – 45 Prozent – einsparen. Hintergrund sind der Kirchensteuereinbruch aufgrund steigender Kirchenaustritte sowie der demografischen Entwicklung. Entlastung könnten nach den Worten Kessels allerdings eine bessere Refinanzierung staatlich übernommener Aufgaben oder Landes- und Bundesmittel für Klimaschutzprojekte bringen.
Forderungen aus der Gesellschaft und Politik, die Kirchensteuer im Zuge einer deutlicheren Trennung von Kirche und Staat abzuschaffen, erteilte Kessel eine Abfuhr. Das deutsche Kirchensteuersystem sei für Kirche und Staat ein beiderseitiger Gewinn. Kirchenmitglieder mit Einkommen führten neun Prozent der Einkommenssteuer als Kirchensteuer ab. Diese berücksichtige die individuelle finanzielle Leistungsfähigkeit. Nach ihrer Einschätzung wolle sich der Staat derzeit nicht aus dem System der Kirchensteuer zurückziehen, sagte Kessel.