Was haben Achim, Horst und Kalle gemeinsam? Was verbindet Biene und Kröte? Wo liegen Ägypten, Norwegen und Sibirien? Richtig, all das sind Ortsnamen in Niedersachsen. Rund 17.000 geografische Bezeichnungen hat das Landesamt für Geoinformation und Landesvermessung (LGLN) registriert: von Aaltukerei bis Zwischenmooren, jeweils akribisch mit Geokoordinaten, Schlüsselnummer und Verwaltungszugehörigkeit. Eine Reise in fünf Kapiteln führt zu Erstaunlichem, Kuriosem und Himmlischem im zweitgrößten deutschen Flächenland.
Lieber nach Glückauf oder nach Grauen?
Niedersachsen erweist sich als Paradies für Ortsnamen. Paradies kommt gleich zweimal auf der Liste vor: in Barsinghausen (Region Hannover) und in Elsfleth (Landkreis Wesermarsch). Ähnlich erfreuliche Namen sind Sorgenfrei und Lachendorf, Freiheit und Herrlichkeit, Glückauf und Sonnenberg. In Nette im Landkreis Hildesheim leben sicher nur freundliche Menschen. Und als volkstümlicher Siedlungsname ist Alte Liebe verzeichnet, der ehemalige Anleger und Aussichtspunkt in Cuxhaven.
Auch eine gruftig-düstere Tour ist möglich. Zum Beispiel von Bitter im rechtselbischen Amt Neuhaus über Giften und Grauen nach Haßbergen im Landkreis Nienburg. Wer damit nicht genug hat, tut sich noch Haue, Motzen oder Neindorf an. Und wer nur noch Wüste um sich sieht, steht womöglich in einem Stadtteil von Osnabrück.
Zu den kleinsten Ansiedlungen
Die amtliche Liste umfasst selbst kleinste Ansiedlungen im Acht-Millionen-Einwohner-Land. Das kann auch ein Weiler oder ein Einzelgehöft sein. Vorausgesetzt, es gibt eine geografische Bezeichnung und der Ort ist dauerhaft bewohnt, erklärt das LGLN. Darüber hinaus sind einige historische Bezeichnungen erfasst. Keineswegs tauchen alle 17.000 Namen auf Ortsschildern auf. Das dürfte nur bei größeren Wohnplätzen und Ortsteilen der Fall sein, so das Landesamt. Aber auch in amtlichen Meldeadressen könnten die Namen Verwendung finden.
Oft grüßen Orte mit Vornamen. Achim ist nicht nur bei Bremen anzutreffen, sondern auch im Landkreis Wolfenbüttel. Kalle und Erika haben jeweils „ihren“ Ort, vielfach ist Horst vertreten. Auch andere Namensträger dürfen sich willkommen fühlen: sei es in Agathenburg, Clausthal oder Sophiental, in Carolinensiel, Hermannsburg oder Kathrinhagen, in Knutbühren, Petersdorf oder Thomasburg.
Von Wölfen und Kröten
Wer Niedersachen tierisch erleben will, kann Biene im Emsland oder Bullenhausen im Landkreis Harburg besuchen. Auch Kröte, Rehburg, Hohegeiß, Fischbeck oder Otterndorf bieten sich für Tierliebhaber an. Mehrfach ist der Wolf verewigt, angeführt von Wolfsburg und Wolfenbüttel. Aber auch ein Wohnplatz im Landkreis Osnabrück mit dem wunderlichen Namen Hungriger Wolf ist erfasst. Und wo, zum Kuckuck, liegt eigentlich Kuckuck? Die Ortsbezeichnung ist in Melle zu finden, nicht weit vom Hungrigen Wolf entfernt.
Heilige und Himmlisches
Segensreich ist sicher eine Exkursion nach Heiligendorf, das zu Wolfsburg gehört, in Anlehnung an die Mutter Gottes nach Marienwerder, oder nach Engelbostel, einem Ortsteil von Langenhagen. Im Harz trifft man auf Hülfe Gottes, in Lüchow-Dannenberg auf Bischof. Ungezählt sind die Kombinationen mit „Kirche“, darunter auch das vielfach vertretene Neuenkirchen. Eine gute Verbindung zum Himmel hat das Bundesland ohnehin: Bekanntlich liegen hier Himmelpforten (Landkreis Stade), Himmelsthür (ein Teil von Hildesheim) und Nikolausdorf (Landkreis Cloppenburg), die in der Weihnachtszeit als Postadressen für Kinderwünsche dienen. Und viermal ist die Ortsbezeichnung Himmelreich erfasst.
Zu Fuß von Amerika nach Rußland
Wer reif für die Insel ist, muss nicht ans Meer, sondern findet den gleichnamigen Ort im Heidekreis. Auch international kann Niedersachsen mithalten: mit Destinationen wie Ägypten, Kamerun, Norwegen oder Texas. Und in der Gemeinde Friedeburg (Landkreis Wittmund) kann man zu Fuß von Amerika nach Rußland gehen.
Kurios wirken Siedlungsnamen wie Buchladen und Schreibpult, Faule Stunde und Goldene Linie, Großer Schmeerpott und Röhrkasten. Auch sie sind mit ihren Geokoordinaten amtlich registriert. Ebenfalls in Niedersachsen, jedoch eindeutig unter der Gürtellinie liegen Fickmühlen und Ludenhütte, Hodenhagen und Hinternberg, Pinkler und Meinkot.
Als letztes Ziel bietet sich Schlußdorf an, ein Teil von Worpswede im Landkreis Osterholz. So lässt sich anhand der Ortsnamen in Niedersachsen tatsächlich Neuland entdecken. Denn wie sollte es anders sein: Auch den Ort Neuland gibt es mehrfach in Niedersachsen.