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Papst: Volksfrömmigkeit macht Christen zu konstruktiven Bürgern

Verachtet nicht die Volksfrömmigkeit, warnt der Papst des Öfteren. Auf gesunde Weise gelebt, stifte sie Gemeinschaft und mobilisiere Christen zum Einsatz für andere. Um dies zu betonen, flog Franziskus eigens nach Korsika.

Papst Franziskus hat vor einem falschen Kontrast von christlicher und weltlicher Kultur gewarnt. Vielmehr könnten zwischen beiden Horizonten einerseits Christen gelassen ihren Glauben leben, ohne ihn anderen aufzudrängen. Umgekehrt könnten religiös distanzierte Menschen nach Wahrheit, Gerechtigkeit und Solidarität suchen, sagte er zu Beginn seines eintägigen Korsika-Besuchs am Sonntag in Korsikas Hauptstadt Ajaccio.

Anlass der ersten Reise eines Papstes auf der französischen Mittelmeerinsel ist ein zweitägiger Kongress über Volksfrömmigkeit im Mittelmeerraum. Das Thema ist dem Papst aus Argentinien ein wichtiges Anliegen: Religiöse Riten, Bräuche und Traditionen verankerten den christlichen Glauben in der jeweiligen Kultur einer Region, betonte Franziskus. Lebendige Volksfrömmigkeit schaffe es, Gemeinschaft zu stiften, was wiederum der Gesellschaft als Ganzes zugute komme.

Über Jahrhunderte habe Volksfrömmigkeit zudem soziale Einrichtungen wie Schulen, Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen belebt und so eine “konstruktive Bürgerschaft von Christen genährt”. Gleichzeitig, so der Papst, könne Volksfrömmigkeit religiös distanzierte Menschen anziehen, die darin “eigene Wurzeln und Neigungen sowie Ideale und Werte erleben”.

Allerdings warnte Franziskus davor, “Volksfrömmigkeit auf äußerliche oder folkloristische Aspekte zu beschränken” und sie mit Schicksalsgläubigkeit und Aberglaube zu vermischen. Ebenso wenig dürfe solche Frömmigkeit von Gruppierungen ausgrenzend und polemisch instrumentalisiert werden.

Mit einem dynamischen Konzept von Säkularität könnten Staat, Gesellschaft und Religion “sich an unterschiedliche oder unvorhergesehene Situationen anpassen”. Dabei könnten zivile und kirchliche Instanzen zum Wohle aller zusammenarbeiten, dabei gleichzeitig im Rahmen eigener Zuständigkeiten bleiben, so das Kirchenoberhaupt mit Blick auf die in Frankreich streng beachtete “Laizität”, die Trennung von Staat und Kirche. “In diesem Sinn schließen sich Laizität und Volksfrömmigkeit nicht aus.”

Franziskus war am Morgen in Ajaccio gelandet. Nach einem Treffen mit Kirchenvertretern mittags in der Kathedrale von Ajaccio feiert er nachmittags einen Gottesdienst auf der Place d’Austerlitz. Vor dem Rückflug gegen 18.00 Uhr nach Rom ist ein kurzes Gespräch mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron vorgesehen.