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Otto-Brenner-Journalistenpreise verliehen

Der Otto-Brenner-Journalistenpreis 2024 ist am Dienstag in Berlin vergeben worden. Der erste Preis ging an den Journalisten Christian Schweppe für seinen Beitrag „Wahnsinn. Eine Riesenscheiße“ („Die Zeit“). Der Investigativ-Journalist Georg Mascolo sagte in seiner Festrede, die dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorab vorlag, dass es heute umso mehr Pflicht sei von Journalisten, „zu erklären, was wir tun und wie wir es tun“. Weiter sagte Mascolo: „Menschliche Intelligenz ist das Fundament unseres Berufes und sie wird es auch bleiben: nicht künstliche.“

Schweppes Beitrag überzeugte die Jury durch seine „herausragende Recherche und präzise Berichterstattung“ über das Versagen der Bundesregierung unter Kanzlerin Angela Merkel (CDU) während des Sturms der Taliban auf Kabul, wie die in Frankfurt am Main ansässige gewerkschaftsnahe Otto Brenner Stiftung Anfang Oktober zur Bekanntgabe der Preisträger erklärt hatte. Das Gremium lobte Schweppes Investigativreport als „Meisterstück des kritischen Journalismus“. Der erste Preis ist mit 10.000 Euro dotiert.

Mit der „Besonderen Auszeichnung“, ebenfalls dotiert mit 10.000 Euro, ehrte die Jury den Investigativ-Journalisten und Schriftsteller Günter Wallraff für sein Lebenswerk. Der 82-Jährige sei „eine Legende“. Wallraff habe über Repressionen in Betrieben und in Diktaturen nicht nur berichtet, er habe sie erlitten, so die Jury.

Der mit 5.000 Euro dotierte zweite Preis ging an das Team um Christian Esser, Manka Heise und Tina Kaiser für ihre einjährige Recherche zu Tesla. Das 16-köpfige Team von „Stern Investigativ/RTL“ habe ein Jahr lang hartnäckig recherchiert und verschleierte Vorfälle rekonstruiert. Die Jury bezeichnete den Tesla-Report als eine „investigative Tiefenbohrung im schillernden Reich des Elon Musks“.

Den dritten Preis, verbunden mit einem Preisgeld in Höhe von 3.000 Euro, erhielten Jens Sitarek, Timo Büchner und Harald Zigan, die im „Hohenloher Tagblatt“ über ein Vernetzungszentrum der extremen Rechten berichteten. Die Jury würdige damit „die kenntnisreiche und kontinuierliche Berichterstattung über rechtsextreme Umtriebe im sogenannten Jugendheim Hohenlohe“, erklärte die Otto Brenner Stiftung.

Der Newcomerpreis, dotiert mit 2.000 Euro, ging an Manuel Biallas, der zum aufstrebenden Phänomen des türkischen Nationalismus in Deutschland recherchierte. Sein Beitrag für das NDR-Medienmagazin „Zapp“ rücke den langen medialen Arm Erdogans nach Deutschland in den Mittelpunkt, ein Thema, das Außenstehenden bisher zu wenig bekannt sei, erklärte die Jury.

Zudem zeichnete die Jury auch innovative Medienprojekte mit 2.000 Euro aus. Der Preis ging an Journalisten des Münchener Investigativ-Start-Ups Paper Trail Media, die für „Spiegel“, ZDF, „Standard“ und Tamedia zusammen mit weltweit 50 Journalisten am „The Gaza Project“ gearbeitet hatten.

Der Otto-Brenner-Preis für kritischen Journalismus wird in diesem Jahr zum 20. Mal verliehen. Otto Brenner (1907-1972) war 20 Jahre lang Vorsitzender der IG Metall.