Seit 20 Jahren besteht das Konkordat zwischen Bremen und dem Heiligen Stuhl. Der Papst-Botschafter lobte die Beziehung von Hansestadt und Kirche. Doch auch kritische Töne zur Verantwortung der Institutionen klingen an.
Die freundschaftlichen Beziehungen zwischen katholischer Kirche und Bremen hat der päpstliche Botschafter in Deutschland, Nikola Eterovic, als “belastbar” eingestuft. Der vor nunmehr 20 Jahren geschlossene Vertrag zwischen dem Heiligen Stuhl und der Hansestadt habe sich bewährt, erklärte der Erzbischof am Dienstag. Auch Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) lobte das Kirchenengagement in der Stadt. Die Juristin Charlotte Kreuter-Kirchhof sieht jedoch Nachbesserungsbedarf bei Klimaschutz und Geschlechtergerechtigkeit.
Angesichts “großer sozialer Herausforderungen” im kleinsten deutschen Bundesland wie Arbeitslosigkeit und Armutsgefährdung hätten Regierung wie Kirche besonders dem Gemeinwohl zu dienen, führte Eterovic weiter aus. Der päpstliche Nuntius äußerte sich beim jährlich stattfindenden Willehad-Empfang der katholischen Kirche in Bremen.
In diesem Jahr stand die 20-Jahrsfeier des Konkordats zwischen Bremen und dem Heiligen Stuhl im Fokus. Am 21. November 2003 hatten der damalige Päpstliche Nuntius Giovanni Lajolo und Bremens damaliger Regierungschef Henning Scherf (SPD) den Vertrag unterzeichnet. Von den derzeit rund 684.900 Einwohnern des Landes Bremen sind knapp 9 Prozent katholisch, gut 28 Prozent evangelisch. Katholischerseits gehört der größere südliche Teil Bremens zum Bistum Osnabrück, ein kleiner nördlicher sowie Bremerhaven zur Diözese Hildesheim.
Nach Aussage von Bovenschulte bestand in den vergangenen 20 Jahren “zu jedem Zeitpunkt eine sehr gute und freundschaftliche Beziehung zwischen Bremer Senat und katholischer Kirche”. Neben Schulen und Kitas hob er auch die Caritas als wichtigen Ausdruck katholischen Engagements hervor. In den sich aktuell verhärtenden Debatten um Migration und Obdachlosigkeit steuerten die Kirchen zudem eine wichtige, auch widerständige menschliche Komponente bei.
Die Düsseldorfer Rechtswissenschaftlerin Kreuter-Kirchhof mahnte hingegen mehr Entscheidungsbefugnis von Frauen und anderen Nichtklerikern in der katholischen Kirche an. Angesichts der Würde aller Menschen sei der Ausschluss von Frauen von Leitungsämtern nicht länger vertretbar. Wie es anders gehe, erlebe sie sowohl als Mitglied des Synodalen Weges wie des am vergangenen Wochenende gegründeten Synodalen Ausschusses. “Auch im vatikanischen Wirtschaftsrat beraten wir gemeinsam und entscheiden gemeinsam: acht Kardinäle und sieben andere Gläubige, davon sechs Frauen.”
Zudem forderte die Juristin mehr Einsatz von Staat und Kirche für den Klimaschutz. Beide Institutionen trügen gemeinsam “die globale Verantwortung, Umwelt zu schützen und für Kinder und Kindeskinder zu erhalten”. Klimaschutz sei eine grundlegende Frage der Generationengerechtigkeit. “Wir sind nicht die letzte Generation, aber die entscheidende Generation”, betonte Kreuter-Kirchhof.