Nordrhein-Westfalen hat am Donnerstag der NS-Novemberpogrome gegen Jüdinnen und Juden vor 85 Jahren gedacht. “Der 9. November 1938 markiert den endgültigen Abstieg Nazi-Deutschlands in die Barbarei”, sagte Landtagspräsident Andre Kuper bei einer Gedenkstunde im Landtag. Zugleich beklagte er, dass Menschen jüdischen Glaubens in Deutschland auch heute wieder Angst haben müssten. “Antisemitismus und Menschenfeindlichkeit, der blinde Hass auf alles Jüdische, sind wieder auf den Straßen präsent.”
NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) sagte, der barbarische Terror der Hamas habe in Israel zu tiefgreifender Verunsicherung geführt. Dies spürten Jüdinnen und Juden auch hierzulande. “Doch anders als 1938, als den Jüdinnen und Juden in Deutschland so gut wie niemand zur Seite stand, ist unsere Haltung heute klar: Wir werden alles tun, um die Sicherheit unserer jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger zu garantieren.”
Oded Horowitz sagte für die jüdischen Landesverbände in Nordrhein-Westfalen: “Der tödliche Virus des Antisemitismus wütet wie schon lange nicht mehr, bedroht jüdisches Leben weltweit.” Noch immer sei kein Gegenmittel gefunden.
In einer gemeinsamen Erklärung bekannten sich Landesregierung, Religionsgemeinschaften, Arbeitgeber und Gewerkschaften in Nordrhein-Westfalen zu ihrer Verantwortung, jüdisches Leben in Deutschland zu schützen. “Im Lichte des barbarischen Angriffs der Hamas gegen Israel am 7. Oktober 2023 legen wir dieses Bekenntnis mit besonderem Nachdruck ab.” Es sei inakzeptabel, wenn der Terror der Hamas auf Straßen in Deutschland bejubelt oder auch nur relativiert werde.
Unterzeichnet haben die Erklärung neben Wüst unter anderen der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki für die fünf katholischen Bistümer in NRW, die westfälische Präses Annette Kurschus für die drei evangelischen Landeskirchen, Ali Yilmaz vom Verband der Islamischen Kulturzentren und Abraham Lehrer für die jüdischen Landesverbände.
Bei den Novemberpogromen wurden nach unterschiedlichen Schätzungen vom 7. bis 13. November 1938 im damaligen Reichsgebiet zwischen 400 und 1.300 Menschen ermordet oder in den Suizid getrieben. Mehr als 1.400 Synagogen, Betstuben und sonstige Versammlungsräume sowie Tausende Geschäfte, Wohnungen und jüdische Friedhöfe wurden zerstört. Rund 30.000 Juden wurden in Konzentrationslager verschleppt. Den Exzess hatte das NS-Regime organisiert und gelenkt.