Im ersten Halbjahr 2024 sind in Nordrhein-Westfalen fast doppelt so viele antisemitische Straftaten registriert worden wie im gleichen Zeitraum 2023. Von Januar bis Juni des laufenden Jahres wurden 245 Fälle erfasst, wie Zahlen aus dem NRW-Innenministerium ergeben, die dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Mittwoch vorlagen. Das waren etwa 85 Prozent mehr als im ersten Halbjahr 2023, als die Behörden 132 antisemitische Straftaten registrierten. Zunächst hatte der WDR darüber berichtet.
Mit 119 Fällen hatten 2024 laut Statistik die meisten Taten einen rechten oder rechtsextremen Hintergrund und wurden der „Politisch motivierten Kriminalität (PMK) rechts“ zugeordnet. Bei 46 Straftaten wurde eine religiöse Ideologie erfasst, bei 43 Fällen eine ausländische Ideologie und bei vier Straftaten ein politisch linker Hintergrund. 33 Fälle wurden sonstigen Motivationen zugeordnet. Unter diesen Straftaten waren auch sechs Gewalttaten. Besonders extreme Steigerungen wurden in den Bereichen der religiösen und ausländischen Ideologien registriert. Diese Straftaten umfassen laut WDR etwa das Zerreißen der israelischen Flagge, Sachbeschädigungen und Markierungen von Häusern mit dem Davidstern.
Der Bundesverband der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus (Rias) zeigte sich am Mittwoch besorgt über das anhaltend hohe Niveau antisemitischer Vorfälle. Mit Blick auf den ersten Jahrestag des Angriffs der Terrororganisation Hamas auf Israel warnte der Verband vor einer „Normalisierung des Antisemitismus“. Der sprunghafte Anstieg antisemitischer Vorfälle präge den Alltag jüdischer Communitys und schränke ein offenes jüdisches Leben weiter ein. Rias-Meldestellen dokumentieren den Angaben zufolge bundesweit auch ein Jahr nach dem 7. Oktober antisemitische Vorfälle auf einem erheblich höheren Niveau als zuvor.