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Nicht ohne G(ott)

In den Gemeinden reden sich Haupt- und Ehrenamtliche die Köpfe heiß. Wie lässt sich unter Pandemie-Bedingungen zu Weihnachten Gottes Kommen in die dunkle Zeit feiern?

Von Christina Bammel

Mitten im Advent Weihnachten ganz groß: Gottesdienstplanung, die mehr als schutz­hygienische Optimierung ist und einiges fordert. Wenn auch anders als im ersten Pandemiewinter werden wieder Weihnachtsroutinen und Formate diskutiert. Wie gut, dass wir in dunkler Zeit nicht ohne Gott durch die Tage und Nächte gehen. Es geht ja nicht darum, bloß ein paar heimelige Tage zu planen, um gut durch den Winter zu kommen. Es geht um sehr viel G – um Gottes Gnade, Güte, Großzügigkeit, Gleichmut gegenüber dem nicht Gelungenen, seinen aufleuchtenden Glanz von weit her und tief gesenkt in uns. Vor allem geht es um Geborgenheit mitten in der Gefahr. So viel G wie möglich: im Wissen darum, dass keine der Gefahren jemals in der Überlieferung der Weihnachtsgeschichte ­heruntergespielt wurde. Keine Gefahr wird heute heruntergespielt. Wo Gefahr ist, da wächst die Geborgenheit, und sei es auch nur im Arm der Mutter für eine Nacht.

Dennoch gibt es auch neue Verunsicherung. Es bleiben Frage­zeichen für Gemeindekirchenräte. Im Dezember vor einem Jahr war zu hören: Wer Weihnachten in Kirchen feiere, verantworte die Kranken auf Intensivstationen. Es gab auch den Kummer derer, die sich ihr Leben lang nicht einen Heiligen Abend vor einer dunklen und verschlossenen Kirche vorstellen konnten – und dies dann ­erlebten. Wir haben jetzt die Möglichkeit des Impfschutzes, der viele, auch infizierte ­Menschen, davor bewahrt, ernsthaft oder gar tödlich krank zu werden. 

Niemanden im Finstern lassen

Dennoch bleibt die Zeit aus den Fugen. Der Weihnachtstheologe Lukas hat schon damals nichts anderes erzählt. Aber wenn die Zeiten so fugenlos sind, können auch Gottesdienste, Begegnungen, Kontakte anders sein als die üblicherweise zu Weihnachten verfugten und verfügten. Wie also können wir Gottes Kommen in die Finsternis feiern? Indem wir niemanden im Finstern lassen! Feiern draußen und drinnen. Online, im Fernsehen, im Radio – oder auch im Spaziergangs-Format. 

Dazu gibt es Empfehlungen. So offen wie möglich, denn alle sind willkommen, wenn auch nicht alle zu jedem Gottesdienst. Gottesdienst mit so viel Sicherheitsniveau wie notwendig. Zusätzlich zu – am besten – FFP2- Masken, Abstand, Lüftung. Wir wissen, dass – statistisch gesehen – besser, wenn nicht am besten, geschützt ist, wer geimpft ist. Dass überstandene Infektionen eine gewisse Barriere gegen Neuansteckung bieten. Dass Tests eine halbwegs verlässliche Aussage für den Moment sind, auch wenn sie mancherorts derzeit schwer zu erhalten sind. Nutzen wir das Wissen, auch wenn es einige Extramühe am Eingang macht. Der „Check-in“ wird bei vielen Gemeinden immer mehr zur Routine.

Die eine Antwort auf alle Fragen dazu gibt es nicht. Wer sich die eine landeskirchliche Ansage wünscht, gegen die man sein kann oder in der man seine eigene Ansicht wiederfindet, wird auch dieses Jahr wieder enttäuscht werden. Es braucht die Kenntnis des Ortes, der Menschen und ihrer Schutzbedürfnisse sowie der Möglichkeiten aller Mitarbeitenden, um zu entscheiden, wie zu welchem Gottesdienst eingeladen werden kann. Es ist höchst respektabel, dass viele Pfarrpersonen und ehrenamtlich Verkündigende den lieben langen Heiligen Abend nicht aus der Kirche kommen, weil sie gemeinsam mit Engagierten Menschen im Kerzenschein in Empfang nehmen, mit ihnen zusammen beten und ­ihnen zuhören. Und es werden unzählige ­selig machende Worte hin und her gehen, die es nicht in die großen Nachrichten schaffen, aber in der Welt sind. 

Neben Unzähligem gibt es auch dieses Jahr ein Weihnachtsfest mit Listen und mit Zählen. Das kennen wir ja schon vom Evangelisten Lukas: „… dass alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung …“ Zahlen und Listen. Wir kommen nicht ganz ohne sie aus, auch wenn sie zur Unzeit kommen. Aber nicht das Kontrollieren, Überprüfen und ­Anordnen ist das Evangelium. 

Und gleichzeitig: Listen können Leben retten. Um nicht weniger als um die Rettung der Welt geht es in der Heiligen Nacht. Ein Stall, dürftig und armselig, ist für eine Nacht der Raum der Freude. Mag sein, dass es hier und da etwas ärmer in den Gottesdiensten am Heiligen Abend ist. Armselig bestimmt nicht, dafür aber selig machend – vom Stall bis zur Kirche. Seligkeit für eine Nacht und darüber hinaus. Geben wir Gott eine Chance, zwischen unseren Abständen Platz zu nehmen. 

Christina-Maria Bammel ist Pröpstin der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.

Digitale Sprechstunde rund um Weihnachtsgottesdienste 

Am Freitag, 10. Dezember, 18–20 Uhr und am Freitag, 17. Dezember, 19–21 Uhr, besteht die Gelegenheit, in einer digitalen Sprechstunde offene Fragen rund um Weihnachtsgottesdienste zu besprechen. Zum Gespräch zur Verfügung stehen Studienleitende des Amtes für kirchliche Dienste und Mitarbeitende des Konsistoriums. 

Den Teilnahme-Link erhält man nach Anmeldung unter der E-Mail a.greiner@ekbo.de