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Netzwerke helfen beim Ausstieg aus der Prostitution

Damit Frauen, die nicht mehr in der Prostitution arbeiten wollen, den Ausstieg schaffen, brauchen sie möglichst viel Unterstützung. Bei der Suche nach einer Wohnung und einer neuen Arbeitsstelle hilft der Nürnberger Verein Parakaleo und kann dafür auch eine Übergangswohnung zur Verfügung stellen, sagte Geschäftsführer Philipp Kuhs dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Dienstag: „Aber auch bei Themen wie Steuern, Schulden oder Aufenthalt in Deutschland beraten wir unsere Klientinnen.“ Menschen, die aussteigen wollen oder generell Rat suchen, können sich kostenlos bei der Anlaufstelle „Nona“ im Frauentorgraben melden und dort mit Sozialarbeiterinnen sprechen.

Parakaleo und vier weitere Organisationen aus Karlsruhe und Wien engagieren sich im Rahmen des EU-geförderten Projekts „Empowerment for victims of gender-based violence through Vocational Integration“ (EVI) für ehemalige Sexarbeiterinnen. „Hürden für eine Integration ins Arbeitsleben sind zum Beispiel limitierte Sprachkenntnisse, unvollständige Lebensläufe oder der Druck, die Familie zu Hause zu ernähren“, sagt Kuhs. Bei EVI gehe es darum, durch Netzwerke diese Hürden zu senken. So stehe man im Austausch mit anderen Organisationen, Behörden und Arbeitgebern.

In Nürnberg gibt es laut Kuhs aktuell 13 Arbeitgeber, mit denen Parakaleo zusammenarbeitet. „Uns ist wichtig, dass wir eine Bandbreite an Möglichkeiten haben. Es sind Modegeschäfte dabei, ein Schuhgeschäft, aber auch Zeitarbeitsfirmen.“ Die Firmen erklären sich bereit, weniger auf Lücken im Lebenslauf zu achten und stehen während der Arbeitsintegration in Kontakt mit dem Verein. Auch mit dem Jobcenter in Nürnberg arbeite man zusammen. „Einmal konnte eine Frau innerhalb von vier Tagen, nachdem sie uns erzählt hat, dass sie aussteigen will, einen neuen Job anfangen. Das ist die große Stärke des EVI-Projekts.“

Mit einer Bewerbung bei den Projektpartnern sei aber auch immer ein Outing der Frauen gegenüber einzelnen Personen beim neuen Arbeitgeber verbunden. „Uns ist aber wichtig, dass auch innerhalb eines Betriebs diskret mit dieser Information umgegangen wird und es nicht alle wissen.“ Parakaleo helfe auch bei der Jobsuche außerhalb des Netzwerks und unterstütze zum Beispiel beim Schreiben eines Lebenslaufs.

Um die Arbeitsintegration nach dem Ausstieg aus der Prostitution geht es auch bei der EVI-Abschlusskonferenz am 21. September im Caritas-Pirckheimer-Haus in Nürnberg, wo die Ergebnisse des Projekts vorgestellt werden. „Wir haben mehrere Materialien erstellt, die weiter verwendet werden können, wie ein Training für Arbeitgeber, einen Job Guide, den auch andere Organisationen benutzen können, und einen Leitfaden, wie man solche Netzwerke aufbaut“, sagt Kuhs. Bei der Fachtagung werden auch Betroffene berichten, die über das Projekt eine neue Arbeit gefunden haben. (00/3037/19.09.2023)