UK 1/2016, Militäreinsatz (Seite 5: „Schuldig – so oder so“)
Professor Stephan Holthaus fordert ein „gewaltsames Zurückschlagen des IS“ durch das Militär, „um größeres Leid zu verhindern“. Ich verstehe nicht, wie ein Professor der Theologie einem so naiven Glauben an die Macht des Militärs anhängen kann.
Die NATO hat in Afghanistan in bald 15 Jahren Krieg nichts erreicht. Mit dem Krieg gegen den Irak hat sie die Erfolge des IS erst ermöglicht. Mit dem Krieg gegen Libyen hat sie einen funktionierenden Staat zerstört, die Eskalation des Krieges in Mali ermöglicht und die Terroristen in vielen Ländern gestärkt. Krieg bedeutet immer Anschwellen der Gewalt und des Terrors. Jede Bombe, die mutmaßliche Schwerverbrecher wie auch Unschuldige tötet, schürt neuen Hass. Frieden sieht anders aus. Hat Gott nicht seinen Sohn gesandt, der uns andere Wege gezeigt hat?
Woher kommt dieser naive Glaube an das Militär? Dietrich Bonhoeffer hat analysiert, warum so viele Professoren und Intellektuelle Hitler unterstützt haben, und das als „Dummheit“ erkannt. Er hat festgestellt, dass durch starke Machtentfaltung „dem Menschen seine innere Selbständigkeit geraubt wird“. Vielleicht entfalten Wirtschaft und Militär heute solche Macht.
Die Gegenkraft erkennt Bonhoeffer im Glauben: „Das Wort der Bibel, daß die Furcht Gottes der Anfang der Weisheit sei (Psalm 111,10), sagt, daß die innere Befreiung des Menschen zum verantwortlichen Leben vor Gott die einzige wirkliche Überwindung der Dummheit ist.“ (Widerstand und Ergebung).
Wenn Professor Holthaus mit Bonhoeffer den Krieg rechtfertigen will, zeigt das nur, dass er ihn nicht verstanden hat.
Pfarrer Berthold Keunecke, Herford
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