Der Koordinationsrat der Muslime in Deutschland ruft mit Blick auf die Auseinandersetzungen um den Krieg im Nahen Osten zur Deeskalation auf. Die Dachorganisation zahlreicher muslimischer Verbände distanzierte sich am Donnerstag in einer in Köln veröffentlichten Erklärung vom “terroristischen Anschlag gegen die Zivilbevölkerung in Israel durch die Hamas”. Dieser Angriff sei nicht zu rechtfertigen.
“Antisemitismus und antimuslimischer Rassismus dürfen wie jede andere Form der Menschenfeindlichkeit keinen Platz in unserer Gesellschaft haben”, heißt es. “Als Religionsgemeinschaften setzen wir uns stetig dafür ein, damit der Hass keinen Weg in die Herzen findet.”
Zugleich mahnte der Rat, eine Debatte über das Vorgehen der Konfliktparteien im Nahen Osten zuzulassen. Es sei “äußerst kontraproduktiv, die freie Meinungsäußerung aus Angst vor Ausschreitungen oder der Instrumentalisierung durch Extremisten einzuschränken”. Die Gesetze derart zu deuten, dass auch das Eintreten für das würdevolle Leben eines Volkes oder auch Beileidsbekundungen als Hetze und Verherrlichung von Terror definiert würden, verschiebe die Grundfreiheiten in eine gefährliche Richtung.
Der Koordinationsrat beklagte zugleich eine massive Kampagne gegen Muslime in Deutschland. “Trotz des gemeinschaftsstiftenden und deeskalierenden Beitrags werden die islamischen Religionsgemeinschaften immer wieder, und aktuell mit teils ungeheuren Unwahrheiten an den Pranger gestellt.” Sie sollten sich immer wieder erneut von Gewalt und Terror distanzieren, obwohl sie das in der Vergangenheit schon mehrmals und sehr deutlich getan hätten.
“Die inakzeptablen Taten einer marginalen kleinen Gruppe in Berlin werden so dargestellt, als ob sie für alle Muslime in Deutschland repräsentativ seien”, heißt es in der Erklärung weiter. Dabei werde ausgeblendet, dass es sich bei der besagten Gruppe um einen marxistisch-nationalistischen Verein handele. “Dass Muslime sich mittlerweile auch für die Taten von Areligiösen verantworten müssen, ist ein Novum und eine neue Eskalationsstufe beim Verleumden und Dämonisieren von Muslimen.”