Mühsam kämpft sich Amelie durch das Unterholz am Ufer. Keine 20 Meter entfernt fließt die Elbe. Der Boden ist weich, immer wieder sinkt die junge Frau bis zu den Knöcheln ein. Schilf und Äste liegen auf der Erde und immer wieder: Müll. Wenn die Flut kommt, spült der Fluss die Abfälle bis hierher. Amelie und ihre Freunde wollen etwas dagegen tun.
„Der Müll wird von der Strömung ins Meer geschwemmt und ganz klein zersetzt“, erklärt die Umweltschützerin. „Fische und andere Meerestiere fressen die kleinen Teile, weil sie denken, es sei Nahrung, und verhungern dann.“ Die Tiere hätten Mägen voller Plastik und dadurch kein Hungergefühl, das wird ihnen zum Verhängnis, sagt Amelie.
Sie und die anderen jungen Erwachsenen sind Teilnehmende beim „Coastal Cleanup Camp“ der Naturschutzjugend Hamburg (Naju). Mehr als 30 Menschen aus dem ganzen Bundesgebiet sind gekommen. Drei Tage lang wird direkt am Elbstrand gezeltet. Es gibt Workshops und Vorträge rund um die Themen Müll und Recycling.
Sebastian kommt aus Moorrege in Schleswig-Holstein und ist zum dritten Mal dabei. „Ich finde es sinnvoll, etwas Gutes zu tun, auch wenn ich weiß, dass ich die Welt dadurch nicht verändere“, sagt der 20-jährige. „Es verbessert die Welt vielleicht ein wenig und ich denke, das ist genug.“
Zur Müllsammelaktion fährt die Gruppe gemeinsam mit der Fähre auf die andere Elbseite. Gesucht wird auf der Insel Neßsand und am Deich in Finkenwerder, direkt am Ufer. Flaschen, Verpackungen, eine Jacke – säckeweise tragen die Jugendlichen den Abfall zusammen. Im Vordergrund steht bei vielen Anwesenden die Gemeinschaft.
„Ich bin sonst oft die Öko-Tante, wenn ich mich mit einer Gruppe treffe“, sagt Maja Karbiener. Die 21-Jährige kommt aus Hamburg. „Hier hat man die Chance, sich mit Leuten zu unterhalten, die die gleichen Sorgen haben wie ich, wie zum Beispiel der Müll im Wasser.“
Es sei oft frustrierend, dass die Gesellschaft so wenig gegen die Umweltzerstörung unternehme, meint Maja. „Aber ich ziehe Hoffnung daraus, dass es so viele andere Menschen gibt, in meinem Alter, die etwas tun wollen.“
Weltweit finden jährlich Aktionen zum „International Coastal Cleanup Day“ statt, der 1986 in Texas (USA) ins Leben gerufen wurde. Das Camp am Elbstrand zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein wird bereits zum neunten Mal organisiert.
Marco Lutz ist extra aus Baden-Württemberg in den Norden gekommen, um mit anzupacken. „Es kommen viel zu viel Müll und Gefahrstoffe in den Fluss“, sagt der 35-jährige, der Mitglied im Naju-Bundesvorstand ist. „Deshalb ist es so wichtig, dass wir Menschen aufklären. Wir brauchen die Natur.“
Ihre Freizeit zu opfern, um Müll zu sammeln, fühlt sich für die jungen Erwachsenen hier richtig an. Das Interesse an den Camps ist nach Angaben der Naturschutzjugend groß und mit den Jahren eher gewachsen. Die meisten Teilnehmenden wollen auch 2025 wieder dabei sein, um die Umwelt ein Stückchen besser zu machen.