Hannover. Sie spricht in Funk und Fernsehen, schreibt für überregionale Zeitungen und hat eine wöchentliche Kolumne für eine Beilage der Wochenzeitung "Die Zeit". Die evangelische Theologin Petra Bahr (50) hat sich seit vielen Jahren als Beobachterin und Kommentatorin des kirchlichen und politischen Zeitgeschehens bundesweit einen Namen gemacht. "Wer die Kirche im Dorf lassen will, ohne sie in ein Museum zu verwandeln, sollte ihre Türen weit öffnen", sagt sie.
Jetzt hat Bahr erstmals eine leitende Position in einer deutschen Landeskirche angenommen. Seit Anfang Januar ist sie Landessuperintendentin der hannoverschen Landeskirche im Sprengel Hannover und hat damit die Aufgaben einer Regionalbischöfin. Am 22. Januar wird sie von Landesbischof Ralf Meister eingeführt.
Verwurzelt in Niedersachsen
In ihrem neuen Amt will Bahr besonders mit den Zweifelnden ins Gespräch kommen, mit jenen Christen also, die in Distanz zur Kirche leben, sie trotzdem aber als "ihre" Kirche betrachten. "Wir brauchen die Heißblütigen und die Kämpfer, aber ich mochte immer schon die Zögernden und die Lauen, die nicht mehr genau wissen, warum sie in der Kirche sind." Auf deren Fragen will sie eingehen. "Dafür Formen zu entwickeln, ist mir wichtig."
Für den neuen Job hat Bahr ihre Zelte in Berlin abgebrochen, wo sie zehn Jahre lang gelebt und gearbeitet hat: seit 2006 zunächst als Kulturbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und dann seit 2014 als Leiterin der Hauptabteilung Politik und Beratung der Konrad-Adenauer-Stiftung. Ihrer künftigen Arbeit mit den 219 Gemeinden in und um Hannover, die zusammen 550.000 Mitglieder haben, sieht die promovierte Theologin mit Freude entgegen. "Es ist einer der vielseitigsten Sprengel, den man sich vorstellen kann."
Ihr neues Arbeitsgebiet vereint die Großstadt Hannover mit weiten ländlichen Gebieten. Um Industriebetriebe und soziale Einrichtungen geht es hier ebenso wie um die Milchpreise oder den Naturschutz. Zudem liegt im Sprengel eine Ideenschmiede der hannoverschen Landeskirche: die Evangelische Akademie Loccum, der Bahr schon länger verbunden ist. Das Amt in Hannover verkürzt auch die Wege innerhalb der Familie. Ihre Eltern leben in Lüneburg, ihr Ehemann Hans Michael Heinig lehrt als Jura-Professor an der Universität Göttingen und leitet das dortige Kirchenrechtliche Institut der EKD.