„Du kannst nicht immer 17 sein…“ So dudelte es aus dem Radio, damals, als viele von uns noch jung und manche noch gar nicht auf der Welt waren. Chris Roberts sang ein Versprechen: „Schau in den Spiegel, wie schön Du bist / Bist noch schön in den Jahren, wenn in den Haaren Silber ist.“
„50 ist das neue 30“ – so las ich in der vergangenen Woche mit schief gelegtem Kopf in einer größeren Dortmunder Buchhandlung, als ich vor dem Regalbrett mit der Aufschrift „Best Ager“ stand.
Es scheint so eine Sache zu sein mit dem Älterwerden. Alt werden möchten die meisten gern; aber alt sein eher wenige.
Dabei leben wir heute in einer Zeit, in der wir vor einer neuen, bislang in der Geschichte einmaligen Herausforderung und Chance stehen: Noch nie wurden so viele Menschen so alt wie heute. Bessere Lebensumstände, Jahrzehnte ohne Krieg im eigenen Land, eine verbesserte Gesundheitsversorgung und teilweise rasante Entwicklungen in der Medizin haben dazu geführt, dass wir in Deutschland eine deutlich höhere statistische Lebenserwartung haben als noch die Generationen vor uns.
Widersprüchliche Tendenzen
Verstärkt durch den Rückgang der Geburtenzahlen in den letzten Jahrzehnten steigt der prozentuale Anteil der Älteren, während der prozentuale Anteil der Jüngeren sinkt.
In den Reaktionen auf diese Entwicklungen lassen sich widersprüchliche Tendenzen nachzeichnen. Während insbesondere die Wirtschaft die „Silver-Ager“ als willkommene Zielgruppe für Konsumgüter und Reiseangebote umwirbt, beschwören andere mit Stichworten wie „Generationenkrieg“ und „Überalterung“ ein Gegeneinander von Jung und Alt.
Während die einen die neuen Freiheiten und Aktionsradien im Rentenalter feiern, sehen die anderen körperlichen und geistigen Verfall vor sich, wenn sie an „Alter“ denken.
Was uns in Gesellschaft und Kirche offenbar fehlt, ist ein „normaler“ Umgang mit den vielfältigen Themen, die sich mit „Alter(n)“ verbinden. Es gibt bislang wenig Vorbilder und Vorerfahrungen, auf die wir zurückgreifen können.
Das kann uns lähmen und zaudern lassen. Es kann aber auch Lust machen, denn es gibt so vieles zu entdecken und zu gestalten, was nicht schon lange besetzt ist. Forschungen belegen, dass ein zufriedenes Älter- und Altwerden mit dem eigenen Bild vom Alter(n) beginnt. Wer rechtzeitig sowohl die Chancen als auch die Risiken in den Blick nimmt, wer sich mit anderen austauscht und sich die eigenen Gestaltungsräume erschließt, wer aktiv aufs Alter zugeht und ins Alter hinein, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit die Lebensjahre als Bereicherung erleben, die uns im Vergleich zu früheren Generationen zusätzlich geschenkt sind.
Im Bereich von Politik und Gesellschaft ist viel in Bewegung gekommen. Neue Modelle von Wohnen und Mobilität, neue Ausbildungsgänge mit Namen wie Gerontologie oder Kulturgeragogik, spannende Kulturangebote von Theater über Singen bis hin zum Umgang mit neuen Medien sprechen oft nicht nur Ältere, sondern auch Jüngere an. Es gibt neue und wiederentdeckte Wege des Zusammenwirkens von Alt und Jung, die Lust auf „mehr“ machen.
Eine gute Gelegenheit, die Potenziale des Alter(n)s zu entdecken, ist der 12. Deutsche Seniorentag, der vom 28. bis 30. Mai in den Westfalenhallen in Dortmund zu Gast ist. Als Evangelische Kirche von Westfalen sind wir auch dort anzutreffen: Im Ökumenischen Gottesdienst am Montag, 28. Mai, um 19 Uhr in der Kirche St. Reinoldi, auf der Messe mit einem Kontakt-Stand, und gerne zahlreich als Teilnehmende bei den vielfältigen Workshops, Podien und Veranstaltungen.