Auch in der Bundeswehr gibt es Antisemitismus, sagt der leitende Militärrabbiner Balla. Allerdings kehre ihn Deutschland nicht unter den Teppich. Die allgemeine Lage im Land treibt ihn dennoch um.
Militärbundesrabbiner Zsolt Balla blickt mit Sorge auf die im Herbst anstehenden Landtagswahlen in Ostdeutschland. Dies habe nicht nur mit der AfD zu tun, sagte Balla der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung” (Freitag). “Ich beobachte eine Radikalisierung und Dämonisierung von mehreren Seiten und fürchte eine Spaltung der Gesellschaft”, so der 45-jährige jüdische Geistliche, der auch sächsischer Landesrabbiner ist. In Sachsen sehe er eine erhebliche Polarisierung. “Ich weiß auch nicht, wie Antisemitismus und Rechtsradikalismus beendet werden können, wenn das in den vergangenen siebzig, achtzig Jahren nicht gelungen ist.” Der einzige Weg gegen Radikalisierung sei für ihn, “mit allen ins Gespräch zu kommen und sie kennenzulernen”.
Auch in der Bundeswehr gebe es ein Problem mit Antisemitismus, sagte Balla. “Es gibt solche antisemitischen und rechtsextremen Vorfälle. Auch wenn sie nicht gemeldet wurden, wissen wir davon und kehren sie nicht unter den Teppich.” Damit unterscheide sich Deutschland erheblich von anderen Ländern, in denen solche Tendenzen in der Truppe negiert würden. “Die sechs Rabbiner, die ihren Dienst angetreten haben, und ich werden versuchen, aufzuklären und bei solchen Vorfällen zu unterstützen, allerdings werden wir es leider nicht schaffen, sie völlig zum Verschwinden zu bringen.”