Die Evangelisch-methodistische Kirche (EmK) kann nach den Worten ihres neuen Bischofs Harald Rückert (58) dazu beitragen, den verengten Blick auf die eigene Nation zu weiten. Die Methodisten bildeten eine weltweite Kirche, deren Gemeinden geprägt seien von internationalen Kontakten, sagte Rückert in Hamburg. In einer Zeit der nationalen Abschottung könne sie helfen, "über den eigenen Tellerrand" hinauszublicken.
Rückert war von der Zentralkonferenz in Hamburg gewählt worden und hatte sich gegen drei Mitbewerber durchgesetzt. Der Pastor aus Reutlingen (bei Stuttgart) ist Nachfolger von Bischöfin Rosemarie Wenner (61), die nach zwölf Jahren im Amt in den Ruhestand tritt. Feierlich eingeführt wird der neue Bischof am Sonntag (19. März, 10 Uhr) in einem ökumenischen Gottesdienst in der Hamburger Hauptkirche St. Petri. Seine erste Amtszeit beträgt vier Jahre.
"Ich bin und bleibe Pastor"
Der gebürtige Nürnberger hat nach dem Abitur Lebensmitteltechnologie studiert. Nach dem Theologie-Studium in Reutlingen übernahm er Pfarrstellen in Hof-Stammbach und Schweinfurt-Würzburg. Im Jahr 2000 wurde er für zehn Jahre zum Superintendenten gewählt und war zuständig für rund 90 Gemeinden zwischen Schwarzwald und Bodensee. Seit 2010 ist er Pastor in Reutlingen. Rückert ist verheiratet und Vater von drei Kindern.
Im Zentrum seiner Arbeit als Bischof würden Gottesdienst und Seelsorge stehen, sagte Rückert. "Ich bin und bleibe Pastor." Innerhalb seiner Kirche wolle er die Ebenen besser vernetzen. Schlankere Strukturen könnten zu einem effektiveren Arbeiten führen. Sein Augenmerk richte sich nicht in erster Linie darauf, möglichst viele Kirchenmitglieder zu zählen, sondern die Leidenschaft für das Evangelium zu wecken.
Aktuell hat die EmK 52.000 Kirchenmitglieder in 480 Gemeinden mit 302 Pastoren. Die Zahl der erwachsenen Mitglieder sei leicht rückläufig, sagte die scheidende Bischöfin Wenner. Rechne man allerdings Kinder und Jugendliche hinzu, bleibe die Zahl seit Jahren annähernd konstant. Weltweit zählen mehr als 80 Millionen Christen zu den methodistischen Kirchen. Sie leben überwiegend in den USA, Afrika und Südostasien.
Landesbischof Ulrich gratuliert
Landesbischof Gerhard Ulrich (Schwerin), Leitender Bischof der Lutherischen Kirchen (VELKD), gratulierte Rückert zu der "anspruchsvollen, aber auch schönen" Aufgabe. Ulrich lobte das "tiefe ökumenische Engagement" der EmK. Er freue sich, "dass die Kirchengemeinschaft zwischen unseren Kirchen an vielen Orten tatsächlich mit Leben gefüllt wird".
Die Freikirche ist Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) und im Weltkirchenrat (ÖRK). Sie ist in der diakonischen Arbeit engagiert und unterhält zahlreiche Krankenhäuser und Altenheime. 1987 erklärten die EmK und die evangelischen Landeskirchen die Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft, so dass Taufen und Abendmahl wechselseitig anerkannt werden und Theologen sich gegenseitig vertreten können. Finanziert wird die Arbeit der EmK aus Spenden.
Die methodistische Kirche ging im 18. Jahrhundert als Reformbewegung aus der anglikanischen Kirche in England hervor. Gründer ist der britische Geistliche John Wesley (1703-1791), der sich auch vom Reformator Martin Luther und dem deutschen Pietismus anregen ließ. (epd)